Kaufhof: Der längste Ausverkauf des Jahres
Der Kaufhof an der Berliner Allee macht Ende des Jahres dicht — und lockt seit Monaten mit Rabatten.
Düsseldorf. Im Erdgeschoss des Kaufhofs an der Berliner Allee stapeln sich Handtaschen in rauen Mengen in den Regalen, schwarze Wintermützen lagern neben pastellfarbenen Sommerhüten, im Gang dreht sich ein Podest mit einem Haufen Teddybären. „7,99 statt 19,99“ steht auf den Preisschildern.
Von den Decken hängen Werbebanner in Knallfarben, die kaum ein Kunde übersehen kann. Der Kaufhof macht Ende des Jahres dicht und lädt darum zum „Total Ausverkauf“, wie es auf einem der Schilder heißt. „Bis zu 70 Prozent Rabatt“, gibt es deshalb auf verschiedene Waren, verspricht ein anderes.
Bereits seit Monaten befindet sich der Kaufhof im Ausnahmezustand des „Total Ausverkaufs“, viele Kunden waren seitdem schon öfter da und sind dementsprechend gelassen. Szenen von Teenagern, die sich gegenseitig die pinken Tops aus den Händen reißen oder älteren Herren, die sich vor dem Stand mit Socken drängeln, spielen sich in dem Kaufhaus nicht ab. Konzentration beim Preisvergleich statt Stress scheint das Motto zu sein.
Etwas unschlüssig zieht Onur Güvenkya in der ersten Etage eine Tasche mit Fortuna-Logo aus dem Regal, dreht und wendet sie, um sie dann gleich wieder zurückzulegen. „Ein richtiges Schnäppchen habe ich noch nicht entdeckt. Anderswo bekommt man vieles sogar billiger“, sagt er und wendet sich einem Regal mit Mützen zu. Ein paar Meter weiter fristet ein rosafarbener einzelner Kinderturnschuh sein einsames Dasein neben einer Reihe Pulsmessern.
Wie Güvenkya sind auch zwei Damen, die ihren Namen lieber nicht verraten möchten, eher zum Stöbern als zum Kaufen gekommen — und natürlich zum Kaffeetrinken, wie die 67- und die 72-Jährige verraten.
„Wir treffen uns hier einmal die Woche im Restaurant“, erzählt eine der Freundinnen. „Deshalb ist es schade, wenn der Laden schließt.“ Renate Schairer streift mit ihrer Tochter durch die Kinderabteilung, in der es auch auf Puppen in rosa Verpackungen, die bereits im Preis heruntergesetzt wurden, noch einmal Rabatt gibt. Auch sie will sich nur umschauen.
„Es ist schwierig, ein Schnäppchen zu machen, wenn man gar nicht weiß, was man will“, findet die 39-Jährige. Sebastian Lorenz weiß dagegen ganz genau, was er will. „Meine Freundin und ich sind auf der Suche nach einem Bräter, haben aber noch nichts Passendes gefunden“, sagt der 30-Jährige.
Gegenüber anderen Etagen fast rabattschilderfrei ist das Untergeschoss. Dort befindet sich die Lebensmittelabteilung, in der, was die Preise angeht, praktisch alles beim Alten ist. Nur in der Auslage des Fischstandes ist das Eis längst abgetaut. Ein Schild verweist den Kunden darauf, dass er das „Frischfischsortiment ab sofort in der Kühltheke gegenüber findet.“
Wann auch die anderen Regale leer sein werden, kann Geschäftsführer Michael Stauber noch nicht sagen.„Wir rufen die Waren aus unserem Zentrallager ab“, erklärt er. Weil von dort ständig Nachschub komme, sei der Kaufhof auch nach mehreren Monaten des Ausverkaufs gut gefüllt. Darum könne er auch noch nicht sagen, wann genau der Kaufhof schließe.
„Wir müssen sehen, wie die Ware abfließt.“ Derzeit sei er damit beschäftigt, für seine Mitarbeiter zu sorgen. „Wir vermitteln sie in andere Filialen.“ Ungewiss ist auch, wer in das Ladenlokal an der Berliner Allee einziehen wird. Die Koerfersch’e Verwaltungsgesellschaft, der das Gebäude gehört, will sich dazu erst im November äußern.
Sebastian Lorenz kümmert das wenig. Er und seine Freundin sind doch noch fündig geworden. Statt eines Bräters lugt allerdings ein Stück aus der Sportabteilung aus der Tasche, als sie den Kaufhof verlassen.