Kippt die Politik das Konzert von Ed Sheeran in Düsseldorf?
Noch gibt es keine Genehmigung für das Open-Air-Konzert am 22. Juli. Ob eine Mehrheit der Politiker dafür stimmen wird, ist fraglich.
Düsseldorf. Die Uhr läuft. Am 22. Juli soll Ed Sheeran das neue Open-Air-Gelände auf dem Messeparkplatz 1 rocken. Doch bis jetzt ist weiter unklar, wann die Stadt die Gesamtplanung einschließlich des Sicherheitskonzeptes den politischen Gremien vorlegen wird. Erst am 13. Juni, einen Tag vor der Ratssitzung, sollen der Ordnungs- und Verkehrsausschuss, der Planungsausschuss und die Bezirksvertretung 5 (Kaiserswerth, Stockum, Lohausen u.a.) darüber entscheiden, ob das Konzert genehmigt wird.
Panikforscher Michael Schreckenberg hatte in einem Gespräch mit der Westdeutschen Zeitung gewarnt. Seriöse Prüfungen, um die Sicherheit der 84 000 Konzertbesucher zu gewährleisten, seien in der kurzen Zeit nicht möglich.
Für Norbert Czerwinski, Fraktionsvorsitzender der Grünen, kommen Bedenken gleich aus mehreren Richtungen: „Wir haben deutlich gesagt, dass wir eine Baumfällung im dreistelligen Bereich ablehnen.“ In der vergangenen Woche hatten die Baumschutzgruppe und Anwohner dagegen protestiert, dass auf dem Parkplatz 104 Bäume für das Konzert abgeholzt werden sollen.
Hinzu kommen andere offene Fragen zum Verkehrs- und Sicherheitskonzept. Czerwinski: „Wir wollten eigentlich am Montag in unserer Fraktion darüber beraten. Aber jetzt hat uns die Verwaltung mitgeteilt, das Konzept sei bis dahin noch nicht fertig. Eine Zustimmung von uns ist sehr unwahrscheinlich.“
Dass die Christdemokraten einspringen, wenn die Grünen in dieser Frage aus der Koalition ausscheren, ist praktisch ausgeschlossen. Andreas Hartnigk, stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender, bekommt schlechte Laune, wenn er auf das Konzert angesprochen wird: „Es ist eine Unverschämtheit, wenn ich aus der Westdeutschen Zeitung erfahren muss, dass am 13. Juni unsere Sitzung ist.“ Hartnigk ist auch stellvertretender Vorsitzender des Ordnungs- und Verkehrsausschusses.
Verärgert ist der Ratsherr aber auch aus anderen Gründen: „Uns ist versprochen worden, die Stadt habe keine Kosten. Das ist eine Lüge. Seit Wochen sind städtische Mitarbeiter rund um die Uhr mit den Genehmigungen beschäftigt.“ Das koste schließlich auch Geld. Außerdem habe man bis heute keine Einsicht in den Vertrag mit dem Veranstalter bekommen: „Wir wissen nicht, ob Schadensersatz gezahlt werden muss, wenn das Konzert abgesagt wird.“
Klare Worte kommen auch von Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP): „Wir haben von vorneherein gesagt, dass wir nur bei einer Baugenehmigung zustimmen. Wenn ein bekannter Panikforscher ernste Bedenken wegen der Sicherheit hat, kann man das eigentlich nicht mehr.“ Sollte das Konzert trotzdem stattfinden, sieht die Bundestagsabgeordnete Oberbürgermeister Thomas Geisel in der Pflicht: „Er ist der Chef und hat die Verantwortung. Das kann man auch nicht einfach auf städtische Mitarbeiter, den Rat oder Ausschüsse abwälzen.“
Weitgehend ungetrübt ist die Stimmung nur bei den Sozialdemokraten. „Es herrscht eine positive Grundhaltung. Das Konzert ist eine Chance für die Stadt“, so Martin Volkenrath, Vorsitzender der Ordnungs- und Verkehrsausschusses, „sonst wird der Verwaltung immer vorgeworfen, sie sei zu langsam und behäbig. Jetzt gibt es eine Dynamik.“ Er ist überzeugt, dass alle Probleme rechtzeitig gelöst werden können.
Es gibt übrigens zwei Varianten, um am 13. Juni grünes Licht für das Event zu geben. Eine Baugenehmigung, die einen Tag später vom Rat bestätigt werden müsste. Denkbar wäre auch, für das Konzert eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen. Das wäre ohne den Rat möglich. Ohne den Segen der Politik kann das Parkplatz-Konzert aber nicht stattfinden.