Panikforscher rät Düsseldorf von Ed Sheeran-Konzert ab
84.000 Fans sollen auf dem Parkplatz der Düsseldorfer Messe beim Ed Sheeran-Konzert feiern. Aber: Die Sicherheitsbedenken sind enorm. Eine Prüfung sei kaum mehr seriös möglich.
Düsseldorf. Der renommierte Panikforscher Michael Schreckenberg hat eindringlich vor dem in Düsseldorf geplanten Mega-Konzert des britischen Popstars Ed Sheeran gewarnt. Das Großevent soll am 22. Juli auf einem ganz neuen Open-Air-Gelände an der Messe stattfinden. „Die Zeit wird nicht reichen, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten“, sagte Schreckenberg dieser Zeitung. Bis heute gibt es noch keine Baugenehmigung für das Gelände. Die soll erst im Juni erteilt werden — also wenige Wochen vor dem Konzert. „Viel zu spät“, sagt Schreckenberg.
Die 84.000 Eintrittskarten sind verkauft. 60 Bäume wurden versetzt, 104 weitere sollen allen Protesten zum Trotz noch verschwinden, damit Sheeran auf einem Parkplatz der Messe spielen kann. Schreckenberg hat enorme Bedenken. „Als gebürtiger Düsseldorfer habe ich mich mit dem Thema beschäftigt. Das ist eine überhastete Aktion von Herrn Geisel (der Düsseldorfer Oberbürgermeister, die Red.). In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass der Aufwand für eine solche Veranstaltung in keinem Verhältnis zum Ertrag steht“, sagt der Professor, der sich mit dem Verhalten von Menschenmassen in Fußball-Stadien und bei Konzerten befasst.
Der Panikforscher hält es für ausgeschlossen, dass so schnell ein neues Konzertgelände aus dem Boden gestampft werden kann: „Man setzt sich hier über alle Regeln hinweg. Es ist nicht möglich, in so kurzer Zeit eine vernünftige Prüfung durchzuführen. Es ist auch nicht nachzuvollziehen, weil gleich nebenan die Esprit-Arena zur Verfügung steht.“
Laut städtischer Veranstaltungstochter DCSE soll Sheeran der erste Künstler auf der neuen Fläche sein, die künftig „D.Live Open Air Park“ heiße. „Unser Open-Air-Gelände erfüllt alle Anforderungen für Großveranstaltungen dieser Art“, hat DCSE-Geschäftsführer Michael Brill vor Tagen gesagt. Ein Auftritt in der benachbarten Arena komme nicht infrage, weil das Fassungsvermögen nicht ausreiche. Ursprünglich sollte Sheeran in Mülheim spielen. Dort aber hatten Vogelfreunde vehement protestiert, weil die unter Naturschutz stehenden Feldlerchen umgesiedelt werden sollten. Düsseldorfs OB Geisel hatte das Open-Air-Gelände hingegen früh als „genehmigungsfähig“ eingestuft. Deshalb könne er die Aufregung nicht nachvollziehen. Schreckenberg sieht das anders: Was passiere, wenn plötzlich ein Unwetter aufzieht und 84 000 Menschen ungeschützt seien? „Das ist nicht zu unterschätzen. So etwas hat es in Russland und in Belgien gegeben. Mehrere Menschen sind dort ums Leben gekommen.“ Vor sieben Jahren starben beim Pukkelpop-Musikfestival nahe der belgischen Stadt Hasselt fünf Menschen, weitere 140 wurden verletzt.
Die Stadt Düsseldorf will die Planung bis Juni den politischen Gremien präsentieren. Die Vorstadtpolitiker im Norden der Stadt sind mehrheitlich gegen das Konzert und haben den Regierungspräsidenten und das Landesbauministerium eingeschaltet, damit alle Bauanträge gründlich geprüft werden. Wenn es nach ihnen und den Baumschützern geht, soll Sheeran in die Arena ausweichen. Dort könnte er — wie die Toten Hosen auch — dann an zwei Tagen spielen.