Düsseldorf Kölnerin führt die Jugendarrestanstalt

Jugendrichterin Gabriele Kuhn findet ihre neue Aufgabe in Gerresheim spannend.

Düsseldorf. Zehn Jahre lang war Jugendrichter Edwin Pütz das Gesicht des Düsseldorfer Jugendarrests, äußerte sich auch mal zu politischen Entwicklungen und machte immer deutlich, dass es im Arrest nicht um Strafe allein geht, sondern um Erziehung. Diese Aufgabe hat er jetzt an Gabriele Kuhn abgegeben.

Schon länger war die Jugendrichterin Pütz’ Stellvertreterin, seit zwei Monaten sitzt sie jetzt im Chefbüro an der Heyestraße — und hat es erst mal gestrichen. Ansonsten setzt sie auf Neuanfang in sanften Dosen. Auch weil sie mit der anstehenden Erweiterung ohnehin ein echtes Mammutprojekt vor der Brust hat. „Zurzeit habe ich das Gefühl, man bräuchte hier eher einen Architekten als eine Juristin“, sagt die 51-Jährige lachend. Seit zehn Jahren ist sie Jugendrichterin. Jetzt hat sie ihre Stelle beim Amtsgericht reduziert, leitet die JAA mit einer halben Stelle. „Dass ich jetzt zwei Schreibtische habe, ist schon ein Problem“, gibt sie zu. „Aber ich finde es auch spannend, als Richterin zu sehen, was mit den Jugendlichen nach dem Urteil passiert. Die Vollstreckung zu begleiten.“ Die jungen Arrestanten seien eher mal zu einem persönlichen Austausch bereit als vor Gericht, es herrsche „ein vertrauensvollerer Rahmen“, so Kuhn: „Man kriegt mehr mit, was hinter der Fassade ist.“ Dadurch gingen die Schicksale ihr allerdings auch näher. „Manchmal hat das hier schon Herbergsmutter-Charakter.“ Aber das kennt sie ja: Sie hat gerade ihre zwei Zwillingstöchter erfolgreich zum Abi begleitet — ideale Voraussetzungen für die Leitung einer erzieherischen Strafanstalt eigentlich. Dass sie Kölnerin ist, sagt sie hingegen lieber nicht allzu laut.