Interview mit Theaterchefin Katrin Schindler Komödie: „Im Moment sieht es sehr gut aus“
Die Komödie kämpft gegen Schulden und um ihre Existenz. Jetzt sieht es so aus, als ob es fast geschafft wäre. Dies, obwohl das Boulevardtheater ohne städtische Hilfe auskommt.
Düsseldorf. Im Januar demonstrierten prominente Boulevard-Schauspieler bei einer Gala hartnäckig ihre Unterstützung. Die Komödie war in eine finanzielle Schieflage geraten, Löhne konnten teilweise nicht gezahlt werden, ein Schuldenberg von rund 400 000 Euro hatte sich angehäuft. Trotzdem schenkten die Gläubiger Theaterchefin Katrin Schindler ihr Vertrauen. Wohl auch, weil sie wussten, dass sie überhaupt nur etwas von ihrem Geld wiedersehen würden, wenn sie Schindler machen ließen. Und sie machte.
Frau Schindler, es gibt Leute, die hätten nicht gedacht, dass es die Komödie über den Februar hinaus schafft. Jetzt haben wir April. Wie steht es um die wirtschaftliche Situation des Hauses?
Katrin Schindler: Im Moment sieht es sehr gut aus. Die Wochenend-Vorstellungen sind fast immer ausverkauft. Seit Herbst verzeichnen wir einen kontinuierlichen Besucheranstieg.
Zeitweise konnten Sie Ihre Mitarbeiter nicht bezahlen. Sind trotzdem noch alle da?
Schindler: Ja, alle 14 sind noch da, die Mitarbeiter wurden immer bezahlt. Und ich werde alles daran setzen, um diese Arbeitsplätze zu erhalten und die der vielen freien Schauspieler, die bei uns im Jahr auf der Bühne stehen. Wir können die Löhne zahlen, aber auch alle anderen Rechnungen und die Mieten. Ich erarbeite gerade einen Plan, um das sanierende Eigenverwaltungsverfahren abschließen zu können. Ich hoffe, dass wir bald so weit sein werden. Wenn die Gläubiger unserem Wirtschaftsplan mehrheitlich zustimmen, hat die Komödie drei Jahre Zeit, einen Teil der Schulden zurückzuzahlen. Dann wäre die Sache erledigt.
Sie sagen, es sieht sehr gut aus. Entscheidend sind aber die Zahlen. Was haben Sie unternommen, um Kosten zu sparen?
Schindler: Wir haben unsere Probebühne und unsere Werkstatt aufgegeben, haben unsere Büroräume verkleinert. Parallel dazu habe ich neue Stücke ausgewählt, eben solche, die sich mit heutigen Themen beschäftigen oder aber ganz klar Retro sind, wie aktuell „Tratsch im Treppenhaus“ mit Heidi Mahler und Peter Millowitsch.
Wie viel Kostenersparnis haben die Umstrukturierungen gebracht?
Schindler: Wir konnten 30 Prozent unserer Kosten einsparen.
Das hilft, um keine neuen Schulden anzuhäufen und um die alten abzubauen. Es reicht jedoch nicht, um ein Polster für die nächsten schlechten Zeiten anzulegen. Wie lange, glauben Sie, geht das gut?
Schindler: Ein Polster fehlte schon, als wir in die Bredouille kamen. Wir sind ein Kulturbetrieb, da ist es nur schwerlich möglich, etwas anzusparen. Wir haben einen enormen personellen Aufwand. Unser Bühnenpersonal ist für die jeweilige Produktion fest angestellt. Glücklicherweise wird die Komödie und unsere Arbeit sehr geschätzt und viele Schauspieler kommen uns bei der bei der Gage entgegen. Das hilft.
Sie haben 2014 die Komödie übernommen und schon am Ende des Jahres fehlt das erste Mal Geld in der Kasse, die Stadt half einmalig aus. War das der Anfang Ihrer finaniellen Schieflage?
Schindler: Das Jahr 2014 war schon ein sehr schwieriges Jahr, wir haben das Theater gerade übernommen. Im frühen Sommer war die Fußball-WM, die die Menschen vor den Fernsehern und beim Public Viewing in Atem hielt und dann wütete der Sturm Ela, nach welchem erstmal für drei Wochen massiv der Verkehr eingeschränkt war, ganz zu schweigen über die Verwüstung, die er in der Stadt hinterlassen hat. Diese Faktoren führte zu einem großen Einbruch bei den Zuschauerzahlen. Solche Ereignisse können schnell den Betrieb eines Privattheaters gefährden.
Ein Theater zu retten ist fast so anstrengend wie eines zu führen. Haben Sie daran gedacht, die Komödie zu verkaufen?
Schindler: Nein. Ich möchte den Standort erhalten. Und die Arbeitsplätze. Die Komödie gibt es seit 55 Jahren, und ich habe großen Respekt vor der Tradition und Geschichte des Hauses.
Herr Heinersdorff, Ihr Konkurrent vom Theater an der Kö, führt bei Ihrem nächsten Stück Regie. Das ist eher ungewöhnlich.
Schindler: Warum? Ich halte Herrn Heinersdorff für einen sehr guten Regisseur. In diesem Fall ist es jedoch so, dass er Schauspieler Max Claus für eine Vertretung zurzeit bei einem Gastspiel in Berlin braucht. Eigentlich müsste Max Claus jedoch bei uns für unsere nächste Premiere von „Trennung für Feiglinge“ proben. Damit wir beide klarkommen, schlug Herr Heinersdorff vor, die Regie von „Trennung für Feiglinge“ zu übernehmen. Also steht Max Claus jetzt abends in Berlin auf der Bühne, und tagsüber wird mit den beiden anderen Schauspielern und Heinersdorff geprobt.
Ist das ein erster Schritt in Richtung einer Fusion von Komödie und Theater an der Kö?
Schindler: Nein, eine Fusion ist derzeit kein Thema. Es ist wichtig, dass jedes unserer Theater seinen eigenen Charakter behält.