Stadtmarkt Konkurrenz? Der Carlsplatz hält dagegen

Auf dem Wochenmarkt findet ein Generationswechsel statt. Moderne Konzepte und stylische Stände sollen neue Kunden locken.

Foto: Dieter Sieckmeyer

Düsseldorf. Wenn der Riesen-Supermarkt Zurheide öffnet, wird der Carlsplatz Federn lassen, hatten viele befürchtet. Doch während in dem Einkaufszentrum jeden Tag rund 2000 Kunden fehlen, kann Carlsplatz-Geschäftsführer Karl-Heinz Röckrath ganz locker bleiben: „Wir schauen auf uns selbst und haben nicht weniger Besucher auf dem Markt. Und auch keine Umsatzverluste. Uns hat Zurheide bis jetzt nicht geschadet.“

Allerdings: Wer in Ruhe über den Wochenmarkt schlendert, wird feststellen, dass sich in den vergangenen vier Jahren, seit Röckrath der Chef auf dem Carlsplatz ist, viel verändert hat: „Bei uns findet ein Generationswechsel statt. Das ist ganz normal. Und es kommen jüngere Leute mit neuen Ideen auf den Markt und das ist gut so. Ein Markt ist niemals fertig.“

Was er damit meint, wird an den neuen Ständen offensichtlich. Ja, es wird an vielen Ständen auch gegessen. Dass der Carlsplatz aber aus immer mehr Gastronomie besteht, sei ein falscher Eindruck: „Wir haben zehn Imbissstände. Von 60 Ständen insgesamt. Wir wollen auch keine weiteren.“ Die Stände von Dauser und den beiden anderen Restaurants gehören offiziell nicht zum Markt.

Allerdings müssen sich die Händler auch den neuen Anforderungen anpassen — und ein bisschen beim Konkurrenten Zurheide abschauen. Denn viele Kunden wollen heute erst probieren, bevor sie etwas kaufen. Darum gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Mischständen. Zum Beispiel Feinkosthändler Fladi. „Der hat eine zwölf Meter lange Theke für den Verkauf und bietet auf zwei Metern dann Kostproben an“, sagt der Carlsplatz-Geschäftsführer. Das sei auch völlig in Ordnung.

Dass der Wochenmarkt mit der Zeit gehe, sei auch an den anderen neuen Ständen sichtbar. Die Steak-Schmiede oder die stylische Pizzeria 485 Grad seien Beispiele dafür, wie ein modernes Angebot auf dem Markt aussieht. „Wir müssen uns auch ein neues Publikum erschließen“, weiß der Carlsplatz-Geschäftsführer. Man könne nicht nur mit den Kunden rechnen, die schon immer auf dem Markt einkaufen.

Aber auch traditionelle Waren kann man anders verkaufen. Für Röckrath ist der Käsestand von Niklas Körner beispielhaft. Der ist ebenfalls durchgestylt, mit viel Licht und hat mit dem Wohnwagen-Charme, den Käsehändler auf vielen Stadtteilmärkten bieten, nichts gemein. Seit drei Jahren ist der 28-Jährige mit seinem holländischen „Kaas“ auf dem Carlsplatz und hat das nie bereut: „Wir fühlen uns hier sehr wohl. Ein solchen Wochenmarkt mit dem Angebot findet man so schnell nicht wieder.“

Ganz ohne Zukunftssorgen ist aber auch Röckrath nicht. Denn es wird immer schwieriger, Händler mit einem traditionellen Angebot zu finden. Mangelware sind zum Beispiel Obst- und Gemüsehändler: „Da habe ich seit Jahren keine einzige Bewerbung mehr bekommen“, sagt Röckrath.

Teilweise haben Familienbetriebe aufgegeben oder die Bauern haben keine Lust, sich jede Woche sechs Tage auf den Markt zu stellen, sondern fahren lieber zu zwei oder drei Märkten in den Stadtteilen. Hier sieht der Carlsplatz-Chef auch für die Zukunft schwarz: „Was nützt es mit, wenn ich noch einen sechsten Metzger auf den Markt hole?“

Ein Standplatz wird noch in diesem Jahr frei. Ursula Wiedenlübbert wird ihre Kaffeerösterei abbauen und in ein Industriegebiet verlagern. Vor einigen Tagen hatte es dort gebrannt, die Feuerwehr war mit einem Riesenaufgebot angerückt. Es war schon das zweite Feuer in der Rösterei innerhalb von eineinhalb Jahren. „Außerdem haben sich schon vorher immer wieder Kunden über den Geruch beschwert“, so Röckrath. Welcher Händler den Platz bekommt, ist noch ungewiss.