Wohnungsbau in Düsseldorf Anwohner gegen großes Bauprojekt an der Flensburger Straße
Unterrath · Die Planung der Mehrfamilienhäuser stößt auf heftige Kritik. Die Bewohner der Flensburger Straße in Unterrath befürchten unter anderem Verkehrschaos und Überschwemmungen.
Es sind häufig die gleichen Sorgen und Probleme, die Bürger bei neuen Bauvorhaben umtreibt. Nachdem beispielsweise das Wohnungsunternehmen Vonovia am Mintarder Weg in Unterrath mit seinen Plänen zur Verdichtung des Quartiers für viel Kritik gesorgt hat, protestieren nun auch Bürger der Flensburger Straße gegen den Bau von zwei Mehrfamilienhäusern. Bei beiden Projekten sprechen die Anwohner von einer Minderung der Lebensqualität, zu starken Eingriffen in die Natur und den Klimaschutz und befürchten Verkehrsprobleme.
Die Flensburger Straße ist eine kleine Wohnstraße. Sie ist nicht durchgängig befahrbar, da sich in ihrer Mitte eine Treppe befindet, die das Gefälle zwischen den beiden Stichstraßen ausgleicht, die vom Kleinschmitthauser Weg und dem Lüneburger Weg aus erreichbar sind. Ein einheitliches Bild liefert die Straße nicht. In ihr stehen bereits Mehrfamilien- und Reihenhäuser, Schuppen, freistehende Gebäude mit zum Teil parkähnlichen Gärten mit altem Baumbestand und dazwischen auch unbebaute Areale und Grundstücke mit verfallenen Häusern.
Eines dieser Objekte gehört dem Vater von Martin Jösten, der dort eigentlich seinen Ruhesitz einrichten wollte. Gesundheitsbedingt kam es aber nicht dazu und so steht das stark sanierungsbedürftige Haus nun leer. Jösten wollte es abreißen lassen und dort ein Einfamilienhaus errichten. „Beim Bauamt wurde mir aber mitgeteilt, dass ich dafür wohl keine Genehmigung erhalten würde. Der Kanal sei zu klein, um weitere Wassermengen aufnehmen zu können und die Straße zu schmal für eine Feuerwehrzufahrt.“ Jösten war deshalb froh, dass er das Grundstück dann an einen großen Düsseldorfer Konzern verkaufen konnte. „Ich habe dabei aber leider nicht bedacht, was das für die Nachbarn bedeuten wird.“
So plant das Unternehmen auf jeder Seite der Straße ein Mehrfamilienhaus mit jeweils einer Tiefgarage. Insgesamt sollen dort 36 Wohnungen und kleine Appartements entstehen.
Die Firsthöhe der Gebäude soll nicht höher sein, als die der umliegenden Häuser. Die bis zu 15,5 Meter hohen Gebäude werden aber massiver wirken, da sie im tiefer liegenden Teil der Straße errichtet werden sollen.
Vier satzungsgeschützte Bäume müssen für das Projekt gefällt werden. Die Bauherrin möchte in Absprache mit der Stadt die Erschließung der Straße in die Wege leiten. „Aktuell erfolgen die Abstimmungen zwischen Antragstellerin, dem Stadtentwässerungsbetrieb und dem Amt für Verkehrsmanagement. Hierbei werden die Punkte Straßenführung und Feuerwehrzufahrt sowie Kanalanschluss thematisiert und eine detaillierte Planung abgestimmt“, teilt die Verwaltung mit. Die Bezirksvertretung 6 hat der Bauvoranfrage bereits im Januar 2020 zugestimmt.
250 Unterschriften gegen
das Projekt gesammelt
„Wir sind nicht grundsätzlich gegen eine Bebauung und die Schaffung von Wohnraum, wir sind aber dagegen, in welchem massiven Maße das hier geschehen soll“, sagt Anwohnerin Claudia Nonnen. Gemeinsam mit ihren Nachbarn Karl Erb und Andreas Weigelt hat sie 250 Unterschriften gesammelt.
Unter anderem befürchten sie den Verlust von Tageslicht durch die hohen Bauten, Verkehrschaos und Parkplatznot, den Wegfall von Frischluftschneisen, was ein Problem für die gesamte Stadt darstellen würde, und eine zu hohe Bodenversiegelung, die, ebenso wie das Gefälle der Straße, bei Starkregen zu Überschwemmungen führen könnte.
Einig ist man sich darin, dass die Bebauung nicht zur Umgebung passt. „Das entspricht nicht dem Charakter von Unterrath und ist dem Viertel nicht angemessen“, sagt Erb. Die Nachbarn befürchten zudem, dass die beiden Mehrfamilienhäuser erst der Anfang von weiteren Bebauungen in der Flensburger Straße sein könnten. „Wenn die Straße und das Kanalsystem aufwendig angepasst werden, kann das Begehrlichkeiten auf weitere Grundstücke wecken.“
„Wir fühlen uns nicht ernst genommen und alleine gelassen“, sagt Claudia Nonnen. Denn auf ihre vielen Briefe mit vielen Fragen hätten sie keine einzige Antwort erhalten. „Das ist schon sehr enttäuschend, wenn man versucht, bei seinen Protesten den demokratischen Weg zu gehen, gute Gründe angibt und das niemanden interessiert.“