Akustischer Trip ins Weltall

Musik: Organist Wolfgang Abendroth improvisiert in der Berger Kirche.

Düsseldorf. Eine Reise durch unser Sonnensystem kündigt Wolfgang Abendroth in der Berger Kirche an. Der Organist und Johannes-Kantor konstruierte für das kleine evangelische Gotteshaus in der Altstadt eine Synthesizer-Orgel mit drei Manualen, zwei Touch-screens und einer Festplatte, auf der Klangeffekte in astronomischer Zahl gespeichert sind. Für den akustischen Trip durchs All ist der Kirchenmusiker also bestens gerüstet. "Orbit" nennt sich die rund um das Instrument konzipierte Konzertreihe. Der Titel ist ein Wortspiel aus "Or" für Orgel, "bit" für "binary digit" und dem Namen für die Umlaufbahn eines Satelliten um einen Himmelskörper.

Es seien nicht nur angenehme Welten auf die man treffen werde, sagt Wolfgang Abendroth, bevor er sich an den orangefarben und silbergrau bemalten Spieltisch setzt. Schließlich herrschten in mancher planetarischen Umlaufbahn unvorstellbar hohe Temperaturen. Aber auch sehr Schönes werde dem Hörenden begegnen. Aus zwölf kleinen im Kirchenraum verteilten Lautsprechern schallt sodann ein Kaleidoskop an außerirdisch anmutenden Klangfarben und Geräuschen.

Das Wohlklingende soll dann im Verlaufe des etwa einstündigen Improvisationskonzerts überwiegen. Meditativ und entspannend wirken die blubbernden, sirrenden und rieselnden Sounds, die von vorne, hinten, seitlich und oben ans Ohr dringen. Mischklänge aus Geige und Schalmei, verbunden mit nordischem Melos lassen kurzzeitig so etwas wie pastorale Schäferidyllen entstehen. Manche Stellen klingen poppig, doch lässt der studierte Kirchenmusiker immer wieder seine Wurzeln erkennen: Öfters scheint sich ein Choral aus der akustischen Gemengelage zu kristallisieren, und ab und zu zitiert Abendroth Bach, spielt Präludien aus dem wohltemperierten Klavier. Doch zwischendurch lässt der Organist auch fiese Störfeuer zu, bedrohlich wirkende Verzerrungen, die aber alsbald einer göttlichen Harmonie weichen.

Der Auftakt macht Lust auf mehr von dieser unalltäglichen kosmischen Musik. Unterdessen ist die Berger Kirche immer häufiger Stätte exotischer Konzerte: Unlängst gab es das Projekt "Jukebox", bei der die Besucher aus mehr als 200 Songs ihr Lieblingslied auswählen konnten. Aber vor allem mit der neuen Orgel wurde dort nun eine Voraussetzung für ein innovatives Konzertleben geschaffen.