Ausstellung: Ein Künstlertreffen in Reisholz
„Untermieter in Gebälk und Gemäuer“ in Reisholz.
Düsseldorf. Die Zeit scheint hier schon lange stehengeblieben zu sein. Je tiefer man in das Reisholzer Hafengelände hineinfährt, desto mehr wechselt die Atmosphäre von trist zu düster.
Heruntergekommene Fassaden, leerstehende Häuser. "Kunst im Hafen" lockt ein Schild am Ende der Sackgasse wie ein Kontrapunkt auf das Gelände der Neuss-Düsseldorfer Häfen.
Drinnen, im lichten Atelier des "Institut Rheinumschlag", so nennt sich die Künstlergruppe, die die Ausstellung organisiert, werden die Werke von drei international renommierten Künstlern gezeigt. "Alles Leute, die es eigentlich gar nicht nötig haben, bei uns auszustellen", freut sich Benjamin Hofmann. Zusammen mit Till Pulpanek und Frank Jebe organisiert er die temporäre Galerie.
Zugegeben, etwas zusammengewürfelt sieht die Ausstellung schon aus. Aber das sei Teil des "Nicht-Konzepts" von Rheinumschlag, erklärt Pulpanek. "Die Künstler kriegen von uns keine Vorgaben", erläutert er. "Und dann tritt das Zusammengewürfelte in Kommunikation." Auch wenn die Anknüpfungpunkte weniger thematischer Natur sind, als gesellschaftlicher. Und so hängt dann ein inhaltlich kritischer, politischer Künstler wie Felix Droese seine Werke gleich neben die frivolen, erotischen Bilder eines Johannes Hüppi. Komplettiert wird die Ausstellung von den Werken Jörg Wagners.
Zu sehen gibt es Scherenschnitte, Installationen und Bilder. Neben Hüppis sexualisierten, fetischhaften Werken provozieren vor allem Droeses Installationen. Der Tod in Form einer mumifizierten Ratte im Reliquienkasten durchstößt da den heilen Elfenbeinturm der Kunst.
"Das ist eben ein Einbruch der Realität in die Kunst", sagt er. "Die Kunst ist ja heute eher stolz darauf, sich von der Realität entfernt zu haben. Ich bin da gar nicht stolz drauf", bekennt Droese.
Von dem freien Galeriekonzept ist er von Anfang an überzeugt gewesen. Am schlimmsten sind für Droese "die Ausstellungen, bei denen alles immer gleich ist. Gleich teuer, gleich berühmt, gleich langweilig. Unterhalb der Spitze ist die Kunstszene viel vielfältiger", erklärt er, was ihn an der Teilnahme gereizt hat.
Dabei sind die Organisatoren durchaus selbstkritisch. "Außer Hilfe beim Transport und einem schönen Abend haben wir den Künstlern nicht viel anzubieten", sagt Pulpanek. "Als Künstler fragen wir uns immer, wie würden wir selber gerne ausstellen", versucht er den Erfolg zu erklären. "Vielleicht liegt es aber auch an der tollen Location", gibt er zu.
Und die hat es in der Tat in sich. Blickt man aus dem Atelier über vor sich hinrostenden Gleise auf die andere Rheinseite, landet der Blick in einem ursprünglichen Naturidyll. "Wir sind selbst immer wieder begeistert, wenn wir aus dem Fenster gucken. Einmal im Jahr wollen wir das mit anderen teilen", nennt Pulpanek den heimlichen Ausstellungsgrund.