Ausstellung Jüdische Lebenswelten in einer Düsseldorfer Schule

Düsseldorf · Ausstellungseröffnung im Rahmen der Jüdischen Kulturtage Rhein-Ruhr in der Elly-Heuss-Knapp-Schule.

Schüler in der Ausstellung in der Elly-Heuss-Knapp-Schule.

Foto: ja/Anja Paumen

„Wir haben rund 3000 Schüler, davon sind zwei jüdischen Glaubens“, sagt Schulleiter Ludger Traud am Montagvormittag in der Aula der Elly-Heuss-Knapp-Schule bei der Eröffnung  der Ausstellung „Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute“. Volker Neupert vom Düsseldorfer Appell Respekt und Mut bezweifelt dies. Nicht weil er Trauds Zahlen nicht traut, sondern den Angaben der Schüler: „Viele Schüler erwähnen in den offiziellen Schulen nicht ihre jüdische Religion, weil sie Angst haben, gemobbt oder geschlagen zu werden.“ Neupert zitiert aus dem letzten Verfassungsschutzbericht, nachdem die Zahl antisemitischer Straftaten in Nordrhein-Westfalen in den letzten Jahren deutlich angestiegen ist. Allein im letzten Jahr sei es eine Steigerung um acht Prozent.

Einige Schüler sitzen zusammen und diskutieren. Sie haben die Ausstellung schon im Vorfeld gesehen. Ja, antwortet die 25-jährige Avital, sie finde diesen Ansatz gut, um das Thema in die Schule zu bringen. „Ich bin selbst Jüdin“, ergänzt sie lächelnd. Aber hier in der Schule wissen das nur ihre besten Freunde. Das Mädchen neben ihr nickt.  „Ich habe in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt Avital offen. Als sie einmal im Unterricht das Judentum behandelt haben, habe sie ein Video von ihrer Bar Mitzwa-Feier mitgebracht, um es zu zeigen. Da rief plötzlich jemand „Sag mal, bist du nicht Jüdin?“ Ein anderer Junge habe gesagt: „Komm wir machen einen Judenkreis!“ Bei einem „Judenkreis“ müsse sich der Jude in die Mitte stellen und die anderen stehen herum und schlagen auf ihn ein, klärt die junge Frau auf. „Die anderen Jungs haben nur gelacht, aber mir war zum Weinen zumute“, berichtet sie. Das war das erste Mal, dass ihr so etwas passiert sei.  Seitdem, über zehn Jahre ist das her, habe sie es vermieden, von ihrer Religion zu reden.

Die Ausstellung besteht aus etwa 19 Leinwandtafeln. Auf 13 Tafeln stellen sich jüdische Auszubildende und Berufstätige aus Deutschland vor und erzählen, was Jüdischsein für sie bedeutet. Auf den anderen Tafeln wird die Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland nachgezeichnet.

In einer anderen Schülergruppe sitzen Ivan und Zana, beide aus Syrien, beide Anfang 20. Sie haben die Ausstellung noch nicht gesehen. „Es geht um die Juden, wie die leben, was die essen, wo die wichtig sind“, denkt Ivan. In Deutschland kennen beide keine Juden, aber in Syrien haben sie jüdische Freunde gehabt. „Die hatten Angst zu sagen, dass sie Juden sind. Bei uns ist das schwierig“, sagt Ivan. Aber hier in Deutschland können die gut leben, glaubt er. Vorurteile haben sie nicht gegen Juden, erklären sie. „Wir sind doch alle Menschen,“ sagt Zana.

Bei seinem Grußwort nimmt Oberbürgermeister Thomas Geisel ein Stichwort von Volker Neupert auf. Der hatte zuvor gesagt, dieser Oberbürgermeister sei endlich einer, der sich auch um Kleinigkeiten kümmern würde. „Stimmt, ich kümmere mich auch um Kleinigkeiten, aber heute geht es um das Wichtigste, nämlich um das Miteinander in dieser Stadt.“ Er fügt hinzu: „Vielfalt ist das, was unsere Stadt besonders auszeichnet.“ Das werde auch hier an dieser Schule besonders gelebt.

Vielfalt jüdischen Lebens wird allerdings durch die Porträtierten in der Ausstellung nicht wiedergegeben. Denn hier werden einseitig vor allem akademisch und künstlerisch orientierte junge Juden vorgestellt. Inwieweit das zum Abbau von Vorurteilen bei Schülern taugt, wird sich in der vertiefenden Arbeit in den Klassen und Arbeitsgruppen entscheiden.

Die vom Bundesfamilienministerium geförderte Ausstellung wird in Düsseldorf u.a. präsentiert vom Appell Respekt und Mut und ist von montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr geöffnet und noch bis zum 11. April in der Elly-Heuss-Knapp-Schule zu sehen.