Bariton David Jerusalem: mit den Großen auf der Bühne
Bariton David Jerusalem ist neu im Opernstudio und wird 2013 mit Simon Rattle zusammenarbeiten.
Düsseldorf. In der für Kinder inszenierten Produktion von Mozarts „Figaro“ stand David Jerusalem kürzlich noch als Titelfigur auf der kleinen Bühne des Opern-Foyers. Dort schlägt der 1,96 Meter große Opernsänger Purzelbäume, jongliert mit Keulen und singt dazu die ziemlich große Bariton-Partie.
Der Sohn des berühmten Wagner-Tenors Siegfried Jerusalem gehört zur neuen Generation des Rheinopern-Studios und besucht nach absolviertem Sänger-Diplom in Augsburg noch eine Meisterklasse von Konrad Jarnot an der hiesigen Robert-Schumann-Hochschule. Aber er steht auch schon auf großen Bühnen, nicht nur an der Deutschen Oper am Rhein, sondern beispielsweise auch im Festspielhaus Baden-Baden.
Im Februar singe er bei den Baden-Badener Winterfestspielen die kleine Rolle des Perückenmachers in der Strauss-Oper „Ariadne auf Naxos“, sagt David Jerusalem. „Viel zu singen habe ich zwar nicht, aber dafür ich stehe mit den absoluten Weltstars auf der Bühne, mit Renée Fleming, Robert Dean Smith und René Kollo.“ Im Orchestergraben sitze die Dresdner Staatskapelle unter Christian Thielemann.
Dem als pingelig geltenden Dirigenten habe er bereits vorsingen müssen — obwohl es auf die winzige Partie des Perückenmachers nicht so ankomme. „Wenn Thielemann auf dem Besetzungszettel einen Namen entdeckt, den er nicht kennt, schmeißt er den sofort raus.“ Thielemann habe bestimmte Klangvorstellungen und möge keine Überraschungen, weiß Jerusalem.
Sir Simon Rattle, unter dessen Leitung er nächstes Jahr bei den Festspielen in Mozarts „Zauberflöte“ als Zweiter Geharnischter mitwirkt, verlasse sich in punkto Nebenrollenbesetzung auf Empfehlungen. Persönlich kennengelernt habe er den Chef der Berliner Philharmoniker aber noch nicht.
„Durch meinen Agenten ist der Kontakt zu den Baden-Badener Festspielen zustande gekommen.“ Und nun bekomme er von dort immer mal wieder kleinere Rollenangebote.
Dass er Sohn eines berühmten Heldentenors ist, habe nur indirekt mit der eigenen Sängerkarriere zu tun. „Mein Vater hat mich nicht in diese Richtung geführt, aber ich selber fand Musik einfach toll“, sagt David Jerusalem. Im Alter von fünf Jahren habe er in der New Yorker Met schon Wagners „Ring des Nibelungen“ mit seinem Vater als Siegfried erlebt.
„Wenn ich krank war, habe ich meine Mutter gebeten, mir die DVD vom ,Ring’ aufzulegen.“ Ob er selber mal ins schwere Wagner-Fach hineinwächst, kann Jerusalem noch nicht sagen. Die kleine, aber klangschöne Rolle des Nachtwächters in den „Meistersingern“ singe er aber schon, etwa bei den Südtiroler Festspielen. „Vielleicht kommt ja irgendwann auch der Sachs — so in 30 Jahren.“