Campino: „Wir sind die Kampfmusik gegen Rechtsextremismus“

Die jüdische Gemeinde in Düsseldorf zeichnet die Band Die Toten Hosen mit der Josef-Neuberger-Medaille aus.

Campino, Sänger der Band Die Toten Hosen, fühlt sich durch die Ehrung bestätigt.

Foto: Jörg Carstensen

Düsseldorf. Die Toten Hosen kämpfen mit ihrer Musik seit Jahren gegen Rechtsextremismus. Dafür werden sie am Mittwoch mit einer angesehenen jüdischen Auszeichnung geehrt. Die jüdische Gemeinde in Düsseldorf verleiht den einstigen Punkrockern die Josef-Neuberger-Medaille für ihren Einsatz gegen Ausgrenzung und Rassismus. Im Interview erklärt Frontmann Campino (52), warum der Kampf gegen Rechts für die Band so wichtig ist. „Man muss knallhart dagegen halten“, sagt er.

Campino, Sie erhalten die Josef-Neuberger-Medaille und stehen damit in einer Reihe mit Kanzlerin Merkel und zwei Bundespräsidenten. Wie fühlt man sich als Ex-Punkrocker dabei?

Die Toten Hosen erhalten Preis für Antirechts-Konzerte
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Campino: Ich habe das nicht zu bewerten. Ich konzentriere mich darauf, diese Würdigung mit Respekt anzunehmen.

Was bedeutet diese hohe Auszeichnung für sie?

Campino: Wir leben nicht dafür, Preise zu bekommen, und wir schreiben auch keine Lieder, um eine Auszeichnung dafür zu kriegen. Wir ziehen alles, was wir machen, wie wir denken, wie wir handeln, aus Lebenserfahrungen, aus unserer Erziehung. In meinem Elternhaus waren gewisse Denkweisen eine absolute Grundeinstellung, für die ich eigentlich auch gar nicht verstehe, warum ich da so gelobt werde. Denn ich kenne es einfach nicht anders. Aber ich begreife auch, dass wir einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass die Menschen registrieren, worum es geht.

Sie setzen sich seit vielen Jahren gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit ein.

Campino: Ich weiß, dass wir vielen Leuten in der Vergangenheit damit auf die Nerven gegangen sind und es hoffentlich auch noch in Zukunft tun werden. Aber das gehörte für uns dazu. Wir sind eine politisch geprägte Band, die sich das gar nicht anders vorstellen kann.

Sie sprechen mit Musik andere Gesellschaftsbereiche an als Politiker, die bei einer Kundgebung reden.

Campino: Jeder muss vor seiner Haustür kehren. Wir haben unser Bestes gegeben, haben uns geäußert und unseren Mund nicht gehalten. Es geht aber nicht darum, dass wir mit unseren Liedern den Anspruch hätten, politisch Andersdenkende oder Querläufer mit verdrehten Ideologien zum Nachdenken zu bringen. Ich habe es immer so verstanden, dass wir die Kampfmusik sind für die, die gegen Rechtsextremismus sind.