Interview Christian Ehring: „Kuba, das ist für mich eine Art DDR mit Palmen“

Kabarettist Christian Ehring über kubanische Musik, Cocktails und den Kommunismus.

Christian Ehring gehört zum Ensemble der "heute"-Show und moderiert "extra 3".

Foto: Copyright Tonhalle/Moxienetwork

Düsseldorf. Die Reihe „Ehring geht wieder ins Konzert“ geht weiter. Unter dem wortspielerischen Motto „Fidel Castro“ moderiert Kabarettist Christian Ehring am kommenden Sonntag in der Tonhalle das Konzert des kubanischen Nationalorchesters. Auf dem Plakatfoto fiedelt der Kabarettist auf einer Geige, trägt eine martialische Mütze auf dem Kopf und zieht an einer Havanna-Zigarre. Wir sprachen mit dem 42-Jährigen über den Ausflug nach Havanna.

Christian Ehring: Die Mütze hat die Requisiteurin mitgebracht, die stammt nicht aus meinem eigenen Fundus. Ich dachte eigentlich, das wäre das Original-Barrett von Che Guevara. Vielleicht stammt sie aber auch einfach aus einem Verleih für Karnevalskostüme.

Sie haben auch eine Fiedel in der Hand. Können Sie Geige spielen?

Ehring: Nein, überhaupt nicht, ich kann nur Tasteninstrumente spielen, Klavier, und ich habe auch mal Kirchenorgel gelernt. Aber wenn jemand gut Geige spielen kann, höre ich sehr gerne zu. Das Solo-Instrument unseres Programms wird aber nicht die Geige, sondern die Gitarre sein. Gitarre kann ich zwar auch nicht spielen. Aber wer mich kennt, weiß: Das wird mich nicht abhalten, darüber etwas zu erzählen.

Was gehört für Sie zum Kuba-Flair?

Ehring: Ich war noch nie da. Also kenne ich erst mal auch nur das Klischee: Cocktails, die Musik vom Buena Vista Social Club, Sonne, große amerikanische Autos, Lebensfreude trotz Armut, ein hoher Alphabetisierungsgrad, endlos lange Reden von Fidel Castro. Und andere Menschenrechtsverletzungen. Eine Art DDR mit Palmen.

Ist das dortige Orchester berühmt?

Ehring: Nein, vermutlich, weil Wim Wenders noch keinen Dokumentarfilm darüber gedreht hat. Durchaus bekannt ist der Solist Joaquin Clerch, der an der Düsseldorfer Musikhochschule Gitarre unterrichtet. Das Kubanische Nationalorchester gastiert zum ersten Mal in Deutschland. Das ist schon eine kleine Sensation. Unter anderem hat sich die kubanische Botschafterin angekündigt.

Kuba und die USA nähern sich ein wenig an, im Westen wird öfters Kapitalismus-Kritik laut: Wird der Kommunismus salonfähig?

Ehring: Nein, es geht wohl eher in die andere Richtung. Eine Öffnung hin zum Kapitalismus. Einen Siegeszug des Kommunismus kann ich nirgendwo auf der Welt ausmachen.

Für wie sozialistisch halten Sie das heutige Deutschland?

Ehring: Natürlich erleben wir immer wieder, dass der Kapitalismus in Krisen gerät, wie in der Finanzkrise von 2008. Möglicherweise ist die Zahl der Kapitalismuskritiker in den letzten Jahren auch gewachsen. Aus gutem Grund. Aber deswegen ist Deutschland ja nicht sozialistisch. Klar, es gibt Menschen, für die sind Mindestlohn und Frauenquote schon kommunistisches Teufelszeug. Zu denen würde ich mich nicht zählen. Mein Eindruck ist: Es gibt heute weniger Chancengerechtigkeit, weniger soziale Mobilität als noch in den siebziger Jahren. Mir würde es schon reichen, wenn Deutschland etwas sozialer wäre.