Premiere Dschungelbuch am Düsseldorfer Schauspielhaus: Kein Disney, dafür Coco Rosie

Düsseldorf · Das Folk-Duo, bestehend aus den Schwestern Bianca und Sierra Casady, sorgt für die Musik bei Robert Wilsons Dschungelbuch.

Die Schwestern Bianca und Sierra Casady sind das Duo Coco Rosie. Sie machen die Musik beim Dschungelbuch.

Foto: Danil Golovkin

Disneys Ohrwürmer werden in Düsseldorfs Version nicht zu hören sein. Auch keine Neu-Bearbeitungen oder Variationen. Wie bereits 2013 in Berlin, engagierte Robert Wilson wieder das Folk-Duo Coco Rosie. Die beiden Schwestern Bianca und Sierra Casady – die ältere Sierra in Iowa, die jüngere Bianca in Hawaii geboren – feiern weltweit Erfolge mit ihrem eigenwilligen Mix aus Gesang, Harfe, Gitarre und zahlreichen Gebrauchsgegenständen.

Zu Coco Rosies Stilmarke gehören „alte, verstimmte Instrumente, Waschbretter und Kochlöffel. Sie kommen auch im ‚Dschungelbuch’ zum Einsatz“, verspricht Wilsons Dramaturgin vor Ort, Janine Ortiz. „Es ist eine fantasievolle Instrumentierung, die ein elektronisches Kinderzimmer lebendig macht.“ Geeignet – so Wilsons Devise - für ein breites Publikum, auch ohne Uni-Abschluss und höheren Bildungsgrad. Ein Kinderzimmer kennt schließlich jeder.

In Wilsons Fassung spielen daher Musik und Geräuschkulissen eine herausragende Rolle. Sie stammen von Coco Rosie. Die freakigen Folk-Schwestern treten international als Sängerinnen (und Komponistinnen) auf, produzieren sogar Hits, die in den Charts landen, provozieren aber auch gerne – wie einst mit dem Titel „Die Achte Nacht“. In dieser Konzertshow stellten sie damals die Frage, was Gott in der achten Nacht getan hat, nachdem er sieben Tage lang die Welt erschaffen hatte. Coco Rosies Antwort: Gott ist ein kosmopolitisch lebender Hippie. Er ist frei. Und er ist weiblich: „God has a voice. She speaks through me.“

Den Schwestern geht es auch im Dschungelbuch weniger um Raffinement oder romantisierenden Schmelz wie in einem Musical. Vielmehr um Klangfarben, erklärt Ortiz. Fantasievoll, grell, manchmal schrill und experimentell. „Die Songs sollen so simpel sein, dass auch Kinder mitsingen können.“ Von den Darstellern wird Schöngesang nicht gefordert. Sie müssen eher schräge Töne von sich geben – quietschen und krähen inklusive. Die Live-Band mit sechs Musikern (die alle mehrere Instrumente spielen) gibt, wie stets bei Wilson, aus dem Orchestergraben den Ton an. Klar, dass die Schwestern bis zur letzten Sekunde vor der Premiere mit der Band proben. Auf die Reihenfolge der musikalischen Kurzgeschichten darf man derweil gespannt sein. Ortiz: „Eine stringente Handlung erzählen wir nicht. Denn: „Kipling verfasste ein Sammelsurium von Storys.“

Von Coco Rosies Liedern, sagt Ortiz, haben einige das Zeug zum Ohrwurm. Ihre Favoriten sind: Mowglis Abschiedslied – der Fair Well Song, mit dem sich die Tierstimmen verabschieden. Oder der Song von Panther Bagheera: Dunkler Soul und Erotik mischen sich, wenn er von seiner Gefangenschaft erzählt. Ein Blick auf die Rollenverteilung beweist auch schon, dass Düsseldorfs erste Garde von Sänger-Darstellern am Start sein wird. Zum Beispiel: Findelkind Mowgli, Cennet Rüya Voß; Panther Bagheera, André Kaczmarczyk; Königstiger Shere Khan, Sebastian Tessenow; der indische Elefant Hathi, Rosa Enskat; Wölfin Raksha, Judith Bohle; Mowglis Mutter Messua, Tabea Bettin; und Schlange Kaa, Thomas Wittmann.