Musikfestival in der Landeshauptstadt Auftakt mit Geige und Symphonikern
Düsseldorf · Beim Schumannfest treffen klassische Violinkonzerte auf Tango-Klänge und Erinnerungen an eine legendäre Düsseldorfer Band.
Die Aufforderung wirkt heutzutage wie ein Lockruf aus einer versunkenen Epoche: „Romantisiere dich!“ Sie ist schon seit einigen Jahren Motto und Leitgedanke des Düsseldorfer Schumannfests. Parallel zu den Ausläufern der Corona-Pandemie wagt die Tonhalle die Wiederaufnahme der Festivaltradition – vor Ort unter Hygiene-Auflagen, aber auch online für zu Hause im mittlerweile bewährten Livestream.
Los geht es bereits im laufenden Monat, am 28. Mai. Bis zum 12. Juni sollen 15 Konzerte über die Bühne gehen – in der Tonhalle und im Kammermusiksaal des Palais Wittgenstein. Den Auftakt bestreiten Geiger Frank Peter Zimmermann und die Düsseldorfer Symphoniker unter der Leitung von Dmitry Liss als Teil der „Sternzeichen“-Reihe in der Tonhalle (ab Freitag, 28. Mai, 20 Uhr, im Livestream). „Wir sind sehr optimistisch, auch wieder die Türen für Publikum öffnen zu dürfen“, teilt die Tonhalle mit. Also sollen auch wieder analoge Konzerte mit Publikum stattfinden. Das Schumannfest sei als Hybridformat geplant: Die acht Konzerte aus der Tonhalle wolle man im Livestream übertragen, und sollte es behördlicherseits erlaubt sein, heiße man auch Live-Publikum im Saal willkommen. Die sieben Konzerte im Palais Wittgenstein sollen indessen nicht als Stream für den heimischen Online-Genuss angeboten, sondern exklusiv fürs Saalpublikum stattfinden.
Schumannfest expandiert
in verschiedene Stilrichtungen
Auf dem Programm des Eröffnungskonzerts steht Robert Schumanns einst von den Zeitgenossen Johannes Brahms und Clara Schumann unterschätztes und deshalb zurückgehaltenes Violinkonzert d-Moll, ein etwas schroff und eigentümlich geratenes Spätwerk, das erst im 20. Jahrhundert – ausgerechnet im Dritten Reich – die Uraufführung erlebte, heute aber vor allem leidenschaftlichen Schumann-Liebhabern ein wichtiger Bestandteil des Romantik-Repertoires geworden ist. Das Schumannfest bewegt sich allerdings nicht ausschließlich auf den klassischen Pfaden, sondern expandiert in viele verschiedene Stilrichtungen: Zum Beispiel widmet sich der Franzose Richard Galliano mit seinem Akkordeon und Quartett Jazz, Blues, Tango, Bossa Nova und Johann Sebastian Bach (29. Mai, 20 Uhr, Tonhalle).
Der dem Düsseldorfer Publikum unter anderem durch das Asphalt-Festival bekannte Komponist Bojan Vuletic thematisiert mit dem Konzert „Flügel, schwebend“ die Reichspogromnacht, in der Schlägerbanden der SA und SS auf brutalste Art und Weise Juden in ihren Wohnungen überfielen. Manches Musikinstrument warfen die Schläger aus dem Fenster – Momente, die Vuletic und sein Ensemble gewissermaßen als akustisches Standbild fühlbar machen wollen (2. Juni, 20 Uhr, Tonhalle).
Der Kompositionslehrer und Komponist Christian Banasik führt seine einst in U-Bahnhöfen der Wehrhahn-Linie präsentierte „Metropolitan-Trilogie“ auf, ergänzt um Beiträge von Studenten Düsseldorfer Musikschulen unter dem Titel „Kolorit“ (4. Juni, 20 Uhr, Tonhalle). Das aus Berlin stammende Ensemble „Zeitkratzer“ widmet sich der Musik der Düsseldorfer Kultband Kraftwerk (5. Juni, 21 Uhr, Tonhalle). Musikalische „Liebesgrüße aus Moskau“ überbringen Kabarettist Christian Ehring und der Bajan-Spieler Aydar Gaynullin mit dem Ensemble Euphoria und einem Stilmix zwischen Tango und Experimenteller Musik (6. Juni, 16.30 Uhr, Tonhalle). Am 10. Juni entdeckt die Freie Musikszene Düsseldorf musikalisches „Neuland“. Und am 11. Juni singen Musiker aus Düsseldorf und Berlin „Heimatlieder aus Deutschland“, die allerdings bunt gemischt mit exotischen Liedern von Einwanderern erklingen. Reichlich Programm gibt es auch im Palais Wittgenstein, vor allem mit jungen Musikern, etwa mit Studierenden der Robert-Schumann-Hochschule. Zu Gehör kommen Schumanns „Faust-Szenen“ (3. und 4. Juni). Finalisten und Preisträger der Robert-Schumann-Competition für junge Pianisten zeigen am 9. Juni ihr Können. Zum kammermusikalischen Teil gehört auch ein Nachmittag unter dem Zeichen der Deutsch-Japanischen Freundschaft: Die Junge Deutsche Philharmonie verwebt die einzelnen Sätze von Mozarts Klarinettenquintett A-Dur mit drei Werken japanischer Komponisten