Kultur Die Baukunst der Stadt online erkunden

Im Internet stellt die Architektenkammer Herausragendes vor, bietet Routen an und bittet Nutzer, eigene Vorschläge hochzuladen. Die WZ stellt einige Bauwerke in einer Serie vor.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Wer schon mal von der Aussichtsplattform in 45 Meter Höhe in Richtung City geblickt hat, weiß, warum das Kraftwerk Lausward seit kurzem ein „Stadtfenster“ zu bieten hat. Besonders spektakulär verwandelt der im vergangenen Jahr fertiggestellte Block Fortuna seine Erscheinung, wenn er weithin sichtbar leuchtet.

Wer das neue Erdgaskraftwerk an der südwestlichen Grenze Düsseldorfs noch nicht kennt, kann sich einen ersten Eindruck verschaffen: Unter der Website www.baukunst-nrw.de zählt es zu den zurzeit 119 Gebäuden, die von der Architektenkammer und der Ingenieurkammer-Bau in NRW als wichtig und interessant in Düsseldorf eingestuft und vorgestellt werden. „Wir bieten einen Architekturführer zu vorbildlichen Bauten, der ständig fortgeschrieben wird“, erklärt Christof Rose, Sprecher im Haus der Architekten, das seit 2007 laufende Projekt.

In seiner Abteilung werden die Vorschläge für Neuaufnahmen gesammelt, zweimal im Jahr tagt ein Fachbeirat und entscheidet, ob etwa die neue Wehrhahn-Linie es wert ist, aufgenommen zu werden — oder eben nicht. „Da gab es unter den Experten eine eher kritische Haltung.“

Dem interdisziplinären Gremium gehören neben dem Düsseldorfer Kunsthistoriker Thorsten Scheer auch Robert Hartmann vom Künstlerverein Malkasten und die Landeskonservatoren Rheinland und Westfalen an. Rose ist froh, dass der Fachbeirat seine Meinung in Sachen U-Bahn geändert hat.

„Wir wollen ja auch zeigen, was es wert ist, bereist zu werden.“ Wenn in aller Welt über die Düsseldorfer Linie geschrieben wird, sollte sie sich auch unter baukunst-nrw.de finden lassen, sagt Rose. „Unser Anspruch ist, relevante Bauten zu präsentieren.“

Was relevant ist, darüber können die Nutzer mitentscheiden. Auf der Seite im Netz gibt es eine Funktion, mit der eigene Bilder hochgeladen werden können und man einträgt, welches Gebäude nach eigener Meinung in dem Online-Architekturführer aufgenommen werden sollte und warum.

Jeden Monat kommen etwa zwölf neue Vorschläge zusammen. Als Kriterien für die Auswahl nennt Rose die Gestaltqualität, technische und städtebauliche Fragen wie etwa eine interessante Umnutzung, historische oder soziale Aspekte. So lässt sich die zum Familienzentrum umgewidmete Christus-König-Kirche in Oberkassel ebenso finden wie die Oase, die neue Fachbibliothek Medizin der Heine-Uni.

Mit 60 000 Visits im Monat hat sich das Angebot inzwischen gut etabliert, erklärt Rose. Die dazugehörige App stellt Routenvorschläge zusammen, gibt Informationen über Architekten und ermöglicht es, an jedem beliebigen Standort in der Stadt nach Baukunst zu suchen - kostenlos und ohne Werbung. Rose: „Vielen dient es inzwischen als Rechercheinstrument und Architekturbüros werben damit, dass sie auf unserer Seite erwähnt werden.“