Die Biene soll an den Rhein
Marcel Uecker-Hardung vermittelt Werke der Künstler wie Jörg Immendorff und seinen Vater Günther Uecker nach China.
Düsseldorf. Marcel Uecker-Hardung (51), Sohn des Nagelkünstlers Günther Uecker, wohnt in Flingern und im chinesischen Tianjin, wo er eine Kunst-Professur hat. Er sieht sich als "Wanderer in Sachen Kunst", schickt Kunst und Sammler von Düsseldorf nach China und von China nach Düsseldorf.
Angefangen hatte er als Schmied, Schweißer, Stahlbauer und Architektur-Student an der Kunstakademie. Er schuf Eisen- und Betonobjekte oder Prägedrucke. Da lernte er 1992 bei einer Vernissage in der Eifel den Kalligrafen Yang de Shu und den Akademie-Direktor Zhang Shifan kennen.
Der Düsseldorfer lud die Chinesen nach Hause an die Hoffeldstraße ein. Er schildert die erste Begegnung: "Wir sprachen mit Händen und Füßen, denn die Menschen aus Asien konnten nur ein paar Brocken Englisch, und wir konnten keine chinesische Vokabel. Eine Studentin dolmetschte."
Die Gäste kamen wieder, und Marcel Uecker-Hardung erzählt: "Wir hatten riesige Meetings in der Hoffeldstraße. Die chinesische Delegation lebte in meinem Atelier in Schlafsäcken. Wir machten Rundgänge durch die Akademie und die Ateliers, und wir organisierten Treffen mit dem damaligen Kunsthallenchef Jürgen Harten und seiner Frau."
Auf Zhang Shifan folgte Jiang Lu als Akademiedirektor von Tianjin. Er lud 2002 Jörg Immendorff, Marcel Uecker-Hardung und dessen Lebensgefährtin Julia Lohmann als Gastprofessoren ein. Seitdem vermittelt Uecker-Hardung Werke der Düsseldorfer Jörg Immendorff, Klaus Rinke und seines Vaters Günther Uecker nach China.
Zugleich fungiert er als "Kunst-Produzent". Ein Beispiel ist Immendorffs Malerbiene "Imme". Das wundersame Insekt aus Goldbronze mit den kapriziösen Flügeln und dem Besen zum Zusammenfegen des Mülls entstand posthum durch die aktive Mithilfe von Uecker-Hardung.
Immendorff hatte 1994 ein kleines Bienen-Modell zur Ausstattung von Strawinskys "The Rake’s Progress" für die Salzburger Festspiele geschaffen. Kurz vor seinem Tod erlaubte er Uecker-Hardung die Anfertigung von goldenen Bronze-Güssen in China und korrigierte sie mit fünf Assistenten. "Als er kränker wurde, vereinbarten wir, dass ich die Güsse für ihn kontrolliere. Als ich ihm das fertige Ergebnis zeigen wollte, war er acht Tage tot.
Die Imme ist sein letztes Werk", berichtet er. Immendorffs Biene gibt es in drei Größen. Das sechs Meter große Exemplar steht in China. Uecker-Hardung möchte es zur Quadriennale 2010 auf dem Grünstreifen am Ende der Heinrich-Heine-Allee aufstellen. "Düsseldorf bekäme die Biene geliehen und müsste nur den Transport zahlen. Das wäre super für die Stadt, denn am Grabbeplatz läuft zeitgleich die große Ausstellung von Immendorffs Lehrer Joseph Beuys."
Kulturdezernent Hans-Georg Lohe will das Projekt dem Aufsichtsrat der Quadriennale vorstellen, noch sei aber nichts entschieden.