Drei Fragen an Frieder Obstfeld, Orchesterchef der Kammerphilharmonie Amadé
Der Orchesterchef gestaltet einen Mozart-Zyklus.
Das Mozart-Jahr wurde gefeiert und ist gerade vorbei. Dennoch gestalten Sie einen Mozart-Zyklus. Das erste Konzert mit Ida Haendel als Solo-Violinistin findet am 1. März statt. Wozu der Nachschlag?Obstfeld: Der Mozart-Zyklus ist eine Hommage an Sándor Végh, den größten Mozart-Interpreten der 80er und 90er Jahre. Für mich ist dies ein Grund, zu seinem Andenken Mozart zu spielen. Ich war schon zu meiner Düsseldorfer Zeit fasziniert von seinen Konzerten. Einen Violinabend mit ihm erlebte ich im alten Robert-Schumann-Saal. Er gehört zu den unauslöschlichen Momenten in meinem musikalischen Leben. Welche musikalische Maxime verfolgen Sie mit Ihrer Kammerphilharmonie Amadé?Obstfeld: Wir versuchen, das Ideal eines "sprechenden" Musizierens zu erreichen. Dabei bedienen wir uns weder der historischen Aufführungspraxis, noch verfolgen wir eine Karajan-Klangästhetik. Es geht um Authentizität, die in der Verbindung zwischen Mensch und Musik gründet. Sándor Végh hat gesagt, dass der Weg dorthin, wo der Geist der Musik zum Menschen spreche, mystischer Natur sei. Diesen Weg suchen wir. Wie sehen das Ihre Solisten, die international anerkannte Stars sind?Obstfeld: Die meisten unserer Solisten, wie Ida Haendel und Bruno Leonardo Gelber, gehören zur alten Garde. Ich bin immer auf der Suche nach den lebenden Legenden. Diese Art zu musizieren ist heute selten. Heute ist selbst auf dem Klassikmarkt Sexappeal gefragt. Was die Alten zu sagen haben, scheint immer weniger zu interessieren. Ältere Musiker spielen zwar nicht mehr glatt und fehlerfrei. Aber für mich sind Alterserscheinungen kein Negativum. Beim Spiel einer über 80-jährigen Geigerin wie Ida Haendel hört man das gelebte Leben.