Große Kunstausstellung NRW: Zartes in der Mammutschau
Ab Samstag zeigen 260 Künstler am Ehrenhof über 600 Kunstwerke.
<strong>Düsseldorf. Wer die Große Düsseldorfer NRW im museum kunst palast besucht, die einzige von Künstlern organisierte Landesschau, wird im ersten Raum aufs Glatteis geführt. Im Entree blickt dem Besucher etwas Merkwürdiges entgegen. Ist es eine leere Vitrine mit Rahmen und Neonröhre, eine Installation ohne Inhalt oder die Aufnahme eines kahlen, menschenleeren Raums? Es handelt sich um ein Verhörzimmer der Polizei, aufgenommen von Andreas Thein. Wir, die Betrachter, suchen nun automatisch nach Spuren.
Unbehagen bei Werner Reubers humoriger Schwanenjagd
Der Eingang in den Fotosaal ist spannender als vieles, was dann noch zu begutachten ist. Ausnahmen wie die Landschaften von Benjamin Katz, die Heuballen von Boris Becker, die scheinbaren Peepshows von Gabriele Horndasch und der Förderpreisträgerin Sara Katrine Thiesen bestätigen die Regel. Bei 260 Künstlern und rund 600 Arbeiten gibt es naturgemäß wenige Höhen und viele Tiefen. Unbehagen beschleicht einen beim Gang durch den Saal der Malerei, wenn man von Werner Reubers humoriger Schwanen-Jagd im Paradies oder den kapitalen Farbspuren von Hartwig Ebersbach einmal absieht. Doch gleich nebenan, bei den Arbeiten auf Papier gibt es Entdeckungen. Diese Kunst des kleineren Formates bietet vor allem jüngeren Künstlern die Chance, mit der eigenen Kreativität zu spielen. Chris Reinecke, die den großen Preis der Künstler (4000 Euro) erhält, liebt dieses Medium und gibt ihre vielschichtige "Weltmappe" sogar zum Blättern frei. Martel Wiegand, die im Vorjahr verstorbene Erzählerin, schickt Gesichter aus Stofffetzen und Kaffeetüten als letzten Gruß. Wunderbar entfaltet sich der Apfelbaum auf der Wiese, ein Meisterwerk von Carol Pilars de Pilar.Der Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen als Organisator der Großen Düsseldorfer bleibt auch vergessenen Künstlern treu. So kann der Schöpfer der "Atemobjekte", Günter Weseler, seine Heidschnucken-Felle zwischen aufgeschnittenen Broten über eingebaute Elektromotoren zucken lassen - wie in den 1960er Jahren. Koken Nomura ist mit seinen Papierfaltungen beliebt. Ulrike Holthöfer rettet sechs Weihnachtsbäume über den Winter, indem sie sie zu Wachsbäumen macht. Zu den wirklich spektakulären Inszenierungen gehört die Golgatha-Szene von Peter Nagel.Große Kunstausstellung NRW
Eröffnung Samstag, 18 Uhr, im Robert-Schumann-Saal, Ehrenhof 4, bei freiem Eintritt.
Die Schau ist bis 11. März zu sehen, dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr
Organisator: Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen, Vorsitzender Axel Vater.
Sonderschau polnischer Fotografie, kuratiert von Irek Ir Kulik.