Tonhalle: Seine Kunst leuchtet von innen
Der Violinist Frank Peter Zimmermann begeistert mit Beethoven.
Düsseldorf. Der in Duisburg geborene Frank Peter Zimmermann (41), der als Sechsjähriger in sein Schulheft schrieb, er wolle ein "Weldgeiger" werden, hat es längst geschafft. Seit drei Jahrzehnten konzertiert der Violinist auf internationalen Podien. Noch nie war er so gut wie heute. Mit den Düsseldorfer Symphonikern spielt er unter der Leitung des Gastdirigenten Michael Schönwand den Solopart in Ludwig van Beethovens Violinkonzert in der Tonhalle. Sein klares, perfektes und inniges, tiefgründiges Spiel reißt von den Stühlen.
Zimmermanns Schau ist, dass er keine macht. In seinem schwarzen, hochgeschlossenen Habit wirkt er wie ein vergeistigter Diener der Musik. So zurückhaltend wie sein Auftreten ist auch sein Spiel, doch es strahlt. Denn Zimmermann reicht die Essenz des Werkes auf einem schlichten Silbertablett. Solche Kunst leuchtet von innen und bedarf keines äußerlichen Glanzes. Er erinnert dabei an seine großen Vorbilder, den legendären belgischen Geiger Arthur Grumiaux und den Amerikaner Nathan Milstein, deren Qualitätszeichen auch die Verbindung von Klarheit und diskreter Expressivität war.
Zimmermann musiziert meistens herb, lässt aber immer wieder einen Hauch von Süße zu, besonders in hohen leisen Tönen, die er blitzsauber intoniert und betörend irisieren lässt. Der bescheiden auftretende Virtuose, der Beethoven klassisch belässt, ohne romantisierende Gefühlsausbrüche anzubringen, verlegt seine Begabung zur Artistik auf die Zugabe, eine Aria mit Variationen von Paganini. Was er bei Beethoven aus dem Spiel ließ, bietet er dort im Übermaß: Eleganz, Raffinesse und irrwitzige Virtuosität. Terzparallelen, abenteuerliche Pizzicati und Arpeggien wechseln einander ab und überschneiden sich gar. Das Ganze präsentiert Zimmermann mit guten einer Prise trockenem Humor - und der Saal tobt bei stehenden Ovationen.
Die Düsys musizieren unter Schönwand ausgewogen und mit weicherem Klang als sonst. Schönwand kostet besonders die lyrischen Momente aus, zeigt aber wenig Sinn für Beethovens Dramatik.
Nach der Pause erklingt die Musik zur einaktigen Pantomime "Der wunderbare Mandarin" von Béla Bartók. Schönwand glättet zwar nicht die Schroffheiten der Partitur, bleibt aber in der Tonsprache der düster-kruden Komposition eigentümlich indifferent. Der Chor des Musikvereins, der gerade mal 16 Takte zu singen und eigentlich mehr zu summen hat, erweist sich als zuverlässiger Partner. Höflicher Beifall.
Noch einmal heute, 20 Uhr. Karten unter 3 0211 / 899 61 23.