Ausstellung im Heine-Haus Einblicke in Wolf Erlbruchs Atelier
Düsseldorf · Wolf Erlbruch war ein begnadeter Illustrator und ein passionierter Fragensteller. Ein Jahr nach dem Tod des Autors „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ sind Atelierfotos des Künstlers im Heine-Haus zu sehen.
Vor einem Jahr starb der Illustrator und Kinderbuchautor Wolf Erlbruch in seiner Heimatstadt Wuppertal. Er wurde 74 Jahre alt. Zur Erinnerung an den Schöpfer zahlreicher Kinderbücher zeigt das Heine-Haus bis 12. Januar eine Ausstellung mit Atelierfotos des Künstlers. Eröffnet wurde sie genau ein Jahr nach seinem Tod in Anwesenheit der Witwe und zahlreicher Freunde.
Fast jeder kennt das Buch „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“. Vor 33 Jahren erschienen, lag ein Exemplar dieser wunderschön illustrierten Geschichte nun bei Müller & Böhm in der 52. Auflage zum Verkauf und verschwand blitzschnell in der Weihnachtsgabentasche eines Gastes. Bald wird also ein weiteres Kind wissen, wer das putzige Tier, mit Verlaub, beschissen hat.
Experte reiste aus
Frankfurt zur Eröffnung an
Aus Frankfurt eigens zum Eröffnungsgespräch angereist war der „FAZ“-Journalist Andreas Platthaus. Der Experte für Kinderbuchliteratur hatte Wolf Erlbruch mehrfach in dessen Wuppertaler Atelier besucht und schwärmte: „Dort war alles im Einklang mit dem künstlerischen Schaffen.“ Frech und klein und vielleicht ja immer auch Kind bleiben, Fragen stellen und hinschauen: so beschrieben Platthaus und Rudolf Müller die Ausgangspunkte für die Kunst dieses weit über die nationalen Grenzen bekannten Illustrators, der sich selbst ganz unprätentiös gerne in seine Bücher schummelte und zu einer seiner gezeichneten Figuren gesellte. Sein Ideenreichtum wurde schließlich mit dem Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis, der weltweit höchstdotierten Auszeichnung für Kinder- und Jugendbuchliteratur, honoriert, und die Familie gründete auf dieser Basis die Wolf-Erlbruch-Stiftung.
In Erlbruchs Kinderbüchern ging es nicht selten um die „großen Fragen“, wie ein Titel aus dem Jahr 2004 lautet. Zum Beispiel um den Tod, der hier unübersehbar freundlich erscheint, kein Sensenmann, sondern Lebensbegleiter von Anfang an. „Du bist auf der Welt, um zu lieben“, das ist seine Botschaft.
Noch deutlicher wurde dies in „Ente, Tod und Tulpe“. Auch dort kein grausiges Skelett, vielmehr ein menschlicher Gefährte, der sich über das Leben, das Sterben und das Verschwinden aus der Welt seine Gedanken macht. Als die Ente ihren letzten Atemzug getan hat, bettet der Tod sie auf den großen Fluss und legt ihr eine Tulpe auf die Brust. Andreas Platthaus wundert sich bis heute darüber, dass Erlbruchs Figur des Todes – im Gegensatz zu den meisten Darstellungen des Sensenmannes – kein Gebiss hat.
Einig war man sich im Heine-Haus darüber, dass Wolf Erlbruch alle Kinder ernst nimmt, auch da, wo es um schreckliche Geschichten geht: „Er schert sich nicht um mögliche Tabus, er ist kein Welterklärer. Der Wuppertaler Wolf Erlbruch ist schlicht ein passionierter Fragensteller.“