Kultur Kompakt Yann Tiersen ist mehr als Amelie
Düsseldorf · Der französische Musiker kam jetzt nach Düsseldorf.
Die Wahrheit ist: Wenn es einem Komponisten gelingt, auch auf dem Gebiet der Filmmusik beachtenswerte Erfolge zu erzielen, hat er heute deutlich mehr Chancen in die Riege der Unvergesslichen aufgenommen zu werden als Kollegen, denen ein solcher Wurf nicht gelungen ist – beziehungsweise die dies gar nicht erst wollten. Ohne Yann Tiersens musikalische Mischung aus Minimal-Musik, französischem Folk, experimentellem Ambient-Sound und Pop herabwürdigen zu wollen; ohne den Soundtrack zu „Die fabelhafte Welt der Amelie“ oder „Good Bye Lenin!“ wäre er heute nicht so im kollektiven musikalischen Bewusstsein verankert.
Tiersens Konzerte sind ausverkauft, generationenübergreifend pilgern Menschen zu seinen Auftritten, lassen sich in wohl arrangierte Klangmärchen entführen, möchten träumen, sich fallen lassen. So war es auch in der Tonhalle Düsseldorf, in der Tiersen sowohl solistisch am Klavier, auf der Geige oder an verschiedenen anderen Instrumenten als auch im Ensemble mit seinen Mitmusikern die gesamte Bandbreite seiner raffiniert eingängigen Kompositionsrichtung präsentierte. Und diese Bandbreite ist deutlich mehr als das, was man aus den Filmmusiken kennt. Tiersen kann genauso Teufelsgeiger mit Loops und Synthie-unterstützung, wie etwa groß angelegte Songs, die gerne etwas an Fantasie-Szenerien erinnern. Ob nun Glockenspiel, Toy-Piano oder eben der Steinway, Tiersen spielt auf allem und verzaubert durch seine einfach gestrickte aber berührend animierende Musik, die gerne aber auch mal aus dem Ruder läuft – ganz anders als man es von der „seichteren Amelie“ so kennt; aber die trug ja auch Doc Martens! Und dies passt auch zu Tiersens Musik, die eben nicht nur eine Melange aus Wiegenliedchen für Erwachsene ist. Bravo. Laki