Kunstprojekt Mit der Kunst im Container auf der Seidenstraße

Düsseldorf · Der Chinese Jian Guo lädt die Düsseldorfer zu einer Kunstreise quer durch Europa und Asien ein. Die Ausstellung macht Station in Elbroich.

Auf Weltreise: Stefan à Wengen. Jewgenija Tschuikowa, Ulrike Möschel, Irina Matthes und Nadja Nafe (von links). 2. Reihe Jürgen Büssow.

Foto: Helga Meister

Die Seidenstraße ist Mythos für die Chinesen, denn durch diese Route zwischen dem Mittelmeer und Ostasien gewannen sie einst an Macht, Wirtschaftskraft und Reichtum. In der neuen Seidenstraße, die sie mit dem Ausbau von Häfen, Straßen, Brücken und Fabriken in Afrika und Zentralasien derzeit wieder aufleben lassen, untermauern sie ihren weltweiten wirtschaftlichen Einfluss. Die einstige wie aktuelle Handelsstraße ist aber auch als Kulturtransfer gedacht. Hier setzt Jian Guo mit seinem Blue-Container-Projekt ein, das für zwei Wochen am Schloss Elbroich vor Anker gegangen ist.

Jian Guo ist Vorsitzender des DCKD und verantwortet den „Deutsch-chinesischen Kulturaustausch für Kunst und Design.“ Ursprünglich wollte er Künstler im Container mitsamt ihrer Kunst über die Seidenstraße fahren lassen, um an bestimmten Haltepunkten Station zu machen. Er ließ schon die Waggons bauen, einschließlich einer Küche, aber erlitt damit Schiffbruch. Die Vorschriften im Güterverkehr, die keinen Transport von Menschen erlauben, machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Er wollte die Idee jedoch nicht sterben lassen und nahm die blauen Container als Symbol für den Transfer chinesischer, usbekischer und deutscher Kultur. Die Kunst wie die Künstler wurden jedenfalls per Flugzeug transportiert.

Die erste Schau eröffnete im Sommer in Duisburg und hatte mit 20 000 Besuchern einen unerwarteten Erfolg. Die Schau im Winter in Taschkent brachte dann 5000 Neugierige zusammen. Wie viele Besucher es in Düsseldorf sein werden, steht noch nicht fest. Dafür aber sind die nächsten Termine bereits gebucht. Ende Januar geht es zunächst nach Peking und in den folgenden Monaten nach Astana in Kasachstan und ins griechische Piräus. Die jeweils wechselnde Schar von Düsseldorfer Künstlern, die an dem Projekt beteiligt ist, erlebt mit ihrer Kunst eine willkommene Weltreise.

Die große Verbrüderung in den Räumen am Schloss Elbroich

Düsseldorf wird damit plötzlich zum Anrainerstaat der alten Seidenstraße. Und Jian Guo hofft, dass sich die Menschen unterschiedlicher Kultur kennenlernen und zusammenkommen. Am Samstag bei der Vernissage in Elbroich war dies der Fall. Chinas Generalkonsul Haiyang Feng, Usbekistans Generalkonsul Erkin Khamraev und von Düsseldorfer Seite die FDP-Bundestagsabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Jürgen Büssow als ehemaliger Regierungspräsident und DCKD-Berater fachsimpelten, so gut es ging, mit den Künstlern. Die meiste Aufmerksamkeit erzielte Stefan à Wengen mit seinen klassischen Affengemälden. Die Tiere sind für ihn ein Symbol des Künstlerbildes, und das schon seit der Renaissance. Der Affe äfft nach, und der Künstler macht daraus eine perfekte Malerei.

Die Ausstellung enthält große Tafelbilder mit Kussmündern, ausgeführt in den verschiedensten Farben des Lippenstiftes, allesamt zusammengefasst als „Dolce Vita“ von Jewgenija Tschuikowa, einer deutschen Künstlern mit Wurzeln in Taschkent.

Perfekte Fotografie mit Volkskunst vom Schwalmtal

Corina Gertz präsentiert ihre Fotoserie „Das abgewandte Porträt“, wofür sie bei Brauchtumstreffen im hessischen Schwalmtal die schönsten, traditionellen Stickereien mit der Kamera festgehalten hat. Die Trägerinnen kehren den Blicken der Betrachter allerdings den Rücken, kommt es doch auf die figurativen und abstrakten Stoffe und Stickereien der volkstümlichen Kleidungsstücke und nicht auf das Gesicht an.

Die Spiegelbilder der Lepsien-Stipendiatin Rimma Arslanov, die gestempelten Bienenwaben-Bilder von Nadja Nafe, die geheimnisvollen schwarzen Fäden auf den Fotopapieren von Ulrike Möschel sowie die berühmten Fotografien von Klaus Mettig und Katharina Sieverding zur Kunst und zum Kapital runden die Ausstellung in Düsseldorf ab.

Die Ausstellung ist im Nebengebäude von Schloss Elbroich, Am Falder 4, zu sehen. Öffnung bis 28. Januar Dienstag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr.