Musik Ed Bonja: „Elvis Presley war ganz normal“
Im Interview erzählt der Fotograf von Elvis Presley über den King und das Musical.
Düsseldorf. Ed Bonja gehört zu den am meisten beneideten Menschen der Welt: Bis 1977 war er offizieller Fotograf von Elvis Presley und kam dem King nahe wie kaum ein anderer. Jetzt geht er als Mit-Produzent der Show „Elvis — Das Musical“ auf Europatournee. Vor seinem Auftritt in Düsseldorf plauderte Bonja aus dem Presley-Nähkästchen.
Herr Bonja, Sie waren mehrere Jahre der Haus- und Hoffotograf von Elvis. Das erfordert eine gewisse Nähe zum Star. Also: Wie nah waren Sie wirklich dran am King?
Ed Bonja: Natürlich war unsere Beziehung eine geschäftliche. Und da ging alles, was mit Elvis zu tun hatte, erstmal über dessen Manager Colonel Tom Parker. So auch meine Fotos. Das gehörte zum Deal. Elvis sah niemals ein Foto, ehe es zur Veröffentlichung bereit war. Aber: Ich habe ihn natürlich nicht nur auf, sondern auch abseits der Bühne erlebt. Ich unterhielt mich mit ihm. Er kannte mich. Und das war ja wesentlich mehr, als andere von sich behaupten können.
Wie war er denn abseits der Bühne, der Mensch Elvis Presley?
Bonja: Er war nicht der King Of Rock’n’Roll. Er hatte kein großes Ego. Im Gegenteil: Er war ganz normal, wenn er mit uns zusammen war. Man konnte vollkommen unaufgeregt mit ihm quatschen. Das habe ich sehr an ihm geschätzt.
Sie wirken am Elvis-Musical mit, das auch in Düsseldorf Station macht. Hand aufs Herz: Niemand wurde und wird so häufig imitiert wie Presley. Was macht dieses weitere Elvis-Projekt also so sehenswert?
Bonja: Natürlich gibt es zahllose Elvis-Imitatoren — was ja auch gut ist, denn sie halten Elvis und seine Songs ja in gewisser Weise am Leben. Aber: Unser Sänger Ed Enoch ist bei weitem der Beste von ihnen. Kein anderer hat es bislang geschafft, Elvis so gut zu verkörpern. Und ich sage das eben als jemand, der Elvis gut kannte. Wäre das Projekt nicht so gut, wäre ich nicht dabei. So einfach ist das.
Was genau ist Ihre Rolle bei diesem Musical?
Bonja: Ich bin der Ratgeber. Die Darsteller und Produzenten fragen mich, wie Elvis sich in dieser oder jener Situation verhalten hätte oder wie er bei diesem oder jenem Song auf der Bühne aussah.
Wie viele Fotos haben Sie von Elvis gemacht?
Bonja: Knapp 10 000.
Da werden Sie doch sicherlich jeden Tag zigfach mit der Aufforderung konfrontiert: „Komm‘, erzähl uns mal was vom King!“, oder?
Bonja: So ist es. Es gab sogar schon Menschen, die einfach nur eine halbe Stunde lang meine Hand halten wollten, weil ich Elvis privat kannte. Das nimmt manchmal recht seltsame Züge an. Wobei noch niemand bei mir im Garten übernachtet hat (lacht).
Wie häufig sehen Sie sich Ihre Elvis-Fotos an?
Bonja: Fast jeden Tag. Und ich entdecke immer wieder neue Sachen an ihnen. Es sind wunderschöne Erinnerungen.
Und wie ist das, wenn Sie mal wieder im Fernsehen, in einem Buch oder einem Magazin eines Ihrer Fotos entdecken?
Bonja: Das ist auch nach über 40 Jahren noch faszinierend. Ganz ehrlich: Ich erwische mich immer wieder dabei, dass ich mich selber zwicken muss, um mich zu überzeugen, dass ich das wirklich alles so erlebt habe.
Was war das beste Elvis-Konzert, das Sie jemals sahen?
Bonja: Da gab es zwei. Das im New Yorker Madison Square Garden 1972. Und das “Aloha From Hawaii”-Konzert aus dem Jahre 1973. Das war ja eines seiner berühmtesten. Und es war wirklich sensationell!
Haben Sie ein Lieblingsfoto von Elvis?
Bonja: Ja. Es ist eines, das ich 1970 von ihm im Flugzeug machte. Elvis hatte am Abend zuvor das letzte Konzert seiner Tour in Mobile/Alabama gegeben und flog jetzt heim. Als er an Bord kam, ging er das Flugzeug ganz durch bis zum Ende durch und ließ sich in einen Sitz fallen. Diesen Moment der Erschöpfung und Ruhe habe ich eingefangen. Wunderschön!