Schumannfest Ein Fest der innigen Klänge

Düsseldorf · Schumann-Fest in der Tonhalle eröffnet mit Hausmusik aus der Zeit des Biedermeier.

Sopranistin Sheva Tehoval mit dem Trio Klavier (Herbert Schuch), Violine (Andrej Bielow) und Horn (Felix Klieser) beim Schumannfest.

Foto: Susanne Diesner

Drei ausgesuchte Kammermusiker und die Sopranistin Sheva Tehoval eröffneten das Schumann-Fest am Samstagabend in der Tonhalle mit einem Programm der leisen Art. Nicht mit grellem Nervenkitzel, sondern mit romantischen Liedern und Trios für Klavier (Herbert Schuch), Violine (Andrej Bielow) und Horn (Felix Klieser). Eine im Mendelssohn-Saal ungewöhnliche Atmosphäre entstand — so intim, dass man unwillkürlich an Hausmusik des Biedermeier dachte. Und das passt besonders gut zu der einen Seite von Clara Schumann, der Ikone der Romantik, die in diesem Jahr ihren 200. Geburtstag feiert und daher im Fokus des Musikfestivals der Tonhalle stehen soll.

Zu Beginn ihre drei Romanzen für Violine und Klavier (opus 22). Schuch und Bielow, die sich von ihrer besten Seite als harmoniesuchendes Duo erweisen, lassen sofort eine häusliche Atmosphäre aufkommen. In dem elegischen Andante berühren sie durch Zartheit, später im Allegretto durch rhapsodischen Fluss. Der Klavierpart ist meist anspruchsvoller als die Geigennoten, ebenso bei den Liedern wie „Am Strande Stern“ oder „Das Veilchen“. In der dynamisch rhythmischen Klavierbegleitung wird schnell deutlich, dass die Komponistin Clara von Hause aus eine brillante Klavier-Virtuosin war.

„O Du mein Stern, schau Dich so gerne“ beginnt die Belgierin Sheva Tehoval. Und hebt mit ihrem leichten lyrischen Sopran mühelos ab in die hohen Register. Und zeichnet, wie mit hauchdünnem Pinsel, Skizzen von Sehnsucht und Liebe — selten erfüllt, häufig mit traurigem Ende, wie beim „Veilchen“, oder mit Hoffnung auf „Holde Geister“, die ‚Kunde vom Geliebten’ geben. Anrührend ist die Inniglichkeit, mit der Tehoval Claras Vorstellung von romantischer Liebe vor Ohren führt. Ebenso leuchtet ihr zierlicher Sopran in Robert Schumanns „Widmung“ und in Franz Schuberts „Auf dem Strom“.

Ähnliche Emotionen rufen die Trios mit Horn wach. Besonders in den „Waldszenen“ von Mélanie Bonis — einer Zeitgenossin von Debussy. Mit ihrer persönlichen, eigenwilligen Klang-Mischung aus Romantik und Impressionismus beschreibt sie im „Nocturne“ die nächtliche Ruhe. Dahin gleitende Jagdmotive indes dominieren in dem Es-Dur-Trio des Schumann-Freundes Brahms. Hier beweist der 27-jährige Felix Klieser, dass man auch dem Jagdhorn schlanke und geschmeidige Töne entlocken kann. Der Hornist, der ohne Arme geboren wurde, sitzt zurückgelehnt auf einem Stuhl, das Horn hängt in einem Ständer, Klieser streift die Schuhe ab und betätigt die Ventile mit seinen Zehen. Eine rasante Parforce-Jagd intoniert der junge Mann — überwiegend lupenrein. Das alles wirkt bei ihm selbstverständlich, mühelos und präzise.

Viel Applaus und Bravorufe für die vier Musiker, die sich bedanken und das Brahms-Scherzo gleich noch einmal spielen.