Schumannfest Ein Schumann-Fest ganz im Zeichen „Claras“

Düsseldorf · Thema Das Festival wird betont weiblich. Man feiert vom 25. Mai bis zum 8. Juni den 200. Geburtstag der Pianistin, aber auch die grenzenlose Vielfalt von Musik.

Das Schumannfest widmet sich diesmal Frauen in der Musik und Clara Schumann im Speziellem. Hier auf einer zeitgenössischen Abbildung aus 1838 von August Kneisel nach einer Zeichnung von Cäcilie Brand.

Foto: dpa

Bei dem Schumann-Fest 2019 ist so manches ein bisschen anders. Am auffälligsten dürfte zunächst sein, dass das Kunstmusik-Fest dieses Jahr ganz emphatisch das Schaffen, Wirken und Nachwirken vor allem auch von Clara Schumann in den programmatischen Fokus rückt. Robert, ihr zweifelsohne heute berühmterer Mann, fehlt zwar auch nicht im Programm, doch darf oder muss er einen Schritt zurück treten und Clara und ihre zeitgenössischen oder auch heutigen Mitsteriterinnen ganz und gar in die erste Reihe lassen.

Es werden Werke von 35 Komponistinnen zu hören sein

Zeitgleich konzentriert sich das Festival in großen Teilen ganz allgemein auf weibliche Protagonisten in der Musik – dies war übrigens schon recht gut ablesbar an den in der Stadt verteilten Plakaten, die durchweg weibliche Künstler zeigten. Oder auch emblematische Sprüche wie „It´s a man´s world“ in verweiblichte Form „It´s a woman´s world“ ummünzten. Es solle ein Fest „mit Musik von Frauen, mit Frauen und über Frauen“ sein, heißt es an einer Stelle im Programmheft. Ein genauerer Blick verrät: in der Tat wird es bei dem Schumannfest Werke von 35 Komponistinnen geben und lediglich von 20 Komponisten. Wenngleich das Festival eine Vielfalt präsentieren möchte, ganz unabhängig von Geschlecht, Alter oder Ähnlichem, somit ist der scheinbare exklusive Blick auf das Weibliche in der Musik eher ein Folie, auf der so manch anderes aus der Welt der Künste präsentiert werden kann.

Der Schwerpunkt, der nicht zuletzt auf Clara Schumanns 200. Geburstag fußt, ist indes nicht die einzige Neuerung. Das Schumannfest, lange Jahre von der Robert-Schumann-Gesellschaft veranstaltet, ist nun ganz in den Schoß der Tonhalle übergegangen. Das heißt nicht, dass das nun von der Tonhalle unter der Intendanz von Michael Becker veranstaltete und von Jeongmin Kim geleitete Festival nun ganz auf den Beitrag der Schumann-Gesellschaft verzichtet. Diese steuert nach wie vor Impulse bei. Eine weitere Neuerung, und dies soll pars pro toto für das überaus abwechslungsreiche Programm stehen, ist, dass nun das Neue-Musik-Festival „Schönes Wochenende“ Teil des Schumannfestes ist und übergangslos daran anschließt.

Und schließlich eine dritte besondere Neuerung: Das Schumannfest wird auch abseits der Konzerte Erlebnisse bieten in Form einer besonderen Gestaltung des Grünen Gewölbes in der Tonhalle und einer Virtual-Reality-Erfahrung, die mit Hilfe von modernster Technik die Welt von Robert und Clara in Düsseldorf erlebbar machen möchte. Der Träger der VR-Brille mit weiteren Gimmicks soll in die Stadt zur Zeit als die Schumanns hier weilten – zwischen 1850 und 1857 –, eintauchen können und Schlüsselszenen – so heißt es in der Beschreibung – in einer präzisen digitalen Reproduktion der historischen Stadt und deren Umgebung erleben.

Ein Blick auf das Programm: Das Eröffnungskonzert fällt auf den Japantag, so lässt man das Konzert am 25. Mai gegen 22.45 Uhr in das Feuerwerk münden. Vorher gibt es in der Tonhalle Musik mit dem Trio (Violine, Horn und Klavier) Bielow/Klieser/Schuch und der Sopran Sheva Tehoval. Natürlich steht auch schon hier unter anderem Clara auf dem Programm. Die Clara-Schumann-Musikschule feiert am 26. Mai ein Jubiläumskonzert. „Ehring“ geht ab 16.30 Uhr ins Konzert mit Presiträgern des Schumann Competition. Montag, 27. Mai, stehen die Zeichen auf Streichquartett. Das Eliot Quartett interpretiert Schumann und Mendelssohn, ein sozusagen männlicher Schwerpunkt. Schumannfest findet auch im Zakk statt, Vocals und Percussion am 28. Mai mit Weltmusik. Franziska Heinzen wiederum widmet sich Komponistinnen am 29. Mai. Julian Prégardien singt am 30. Mai Schuberts Winterreise à la Clara Schumann, eingebettet in ein nach historischem Vorbild gestalteten Soirée Programm Claras.

Das Sternzeichen (31. Mai, 2. und 3. Juni) bietet unter der Leitung von Alexandre Bloch wieder Clara in bester Gesellschaft. Neben ihrem Klavierkonzert a-Moll interpretiert von Mariam Batsashvili, spielen die Düsseldorfer Symphoniker Schumann, Debussy und eine Uraufführung des isrealisch-italienischen Komponisten Luca Lombardi „Sarah & Hagar“.

Pianistin Gabriela Montero improvisiert und spielt auch Schumann am 1. Juni in der Tonhalle. Dort gastieren die Pianisten Herbert Schuch und Gülru Ensari am 2. Juni mit viel Schumann, unter anderem arrangiert von Clara. Die große Edith Mathis besucht uns am 4. Juni (Robert-Schumann-Saal), wird aber nicht singen, sondern rezitieren; im Rahmen eines Liederabens mit Rafael Fingerlos. Das junge Format Ignition am 5. Juni holt Disney-Heldinnen auf die Bühne der Tonhalle – zumindest musikalisch. Mit Omer Klein hingegen wird es jazzig, im Robert Schumann Saal am 5. Juni um 20 Uhr. Doch auch hier wird Clara eine gewisse Rolle spielen. Heinersdorff steuert am 6. Juni ein Gastspiel von Yuja Wang zum Schumannfest bei. Begleitet von dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg unter Gustavo Gimeno. Programmatisch etwas aus dem Rahmen des Festes gefallen.

Das zeitgenössiche „Schöne Wochenende“ startet am 6. Juni im NRW Forum unter anderem mit Carola Schaal, Stockholm Chamber Brass, Hildegard von Bingen und viel neuer Musik im Dialog einer Performance. Am 7. Juni gastiert das Ensemble Horizonte in der Tonhalle mit Musik von Komponistinnen aus acht Ländern. Ab 21 Uhr an gleicher Stelle spielt das zeitgenössische Kammerorchester „Trickster Orchestra“. Am 8. Juni gibt es zunächst den Film „The Artist & The ervert“ um eine BDSM-Beziehung im NRW Forum zu sehen; gefolgt unter anderem vom Notabu-Ensemble unter dem Motto „Four Women form Shakespeare“ im Mendelssohn-Saal.

Weitere Informationen unter: