FFT: Ein Labor für Theater und Musik
Musiktheater, Eisrevue und Konzerte — im Forum Freies Theater wird drei Tage lang mit schräger Klangkunst experimentiert.
Düsseldorf. Es zirpt und brummt mal wieder in der Jahn- und der Kasernenstraße. Zum zweiten Mal trifft sich die experimentelle Soundart-Szene bei „Interface“ im Forum Freies Theater, um in einer einwöchigen Werkstattphase ihre Projekte umsetzen und sie dann dem Publikum vorzuführen.
Was nach esoterischem Bastlerglück im Algorhythmentaumel klingt, hat oft eine ganz handfeste Basis. Zum Beispiel bei dem Duo Paul Hübner und Christoph Macha, die sich in ihrer Hörspiel-Installation mit Namen „Abhören“ mit Belauschungspraktiken auseinandersetzen. Ausgangspunkt ist nicht nur das Thema der Überwachung der Nutzer digitaler Medien, sondern auch die Lust der Menschen am Voyeurismus und an der Selbstentblößung beispielsweise auf Facebook.
„Der Prozess des Aufnehmens und des Beschaffens von Informationen“ steht für Paul Hübner daher im Vordergrund ihres Projekts. Der ausgebildete Trompeter und sein Mitstreiter wollen ein Hör-Spiel produzieren, das etwa Situationen herbeiführt, in denen das Publikum sich die klanglichen Informationen selbst beschaffen muss.
So ist der Zuschauer aufgefordert, sich technische (Behehlfs-)Lösungen zu überlegen, um eine Schallplatte oder Kassetten abzuspielen, ohne das eine Musikanlage zur Verfügung steht. Auf einer dritten Ebene wird der Raum, in dem das Geschehen abläuft, komplett mikrofoniert, so dass die Besucher in ihrem voyeuristischen Tun abgehört werden.
Für Paul Hübner, der vor allem im Bereich Neue Musik arbeitet und mit den Großen der Szene für neue Musik, etwa mit dem Ensemble Modern auftritt, gehört die „Beschäftigung mit neuen Klängen“ zum Grundverständnis seiner Musizierpraxis. Er versteht sich als Instrumentalist, Komponist und Improvisierender und sieht darin eine fällige Rückbesinnung auf das 18. Jahrhundert, als Musiker selbstverständlich eigene Werke geschrieben und auch aufgeführt haben.
„Abhören“ ist eines von insgesamt fünf Projekten bei „Interface“. Kuratiert und betreut werden die Arbeiten von dem Komponisten und Performer Jörg Ritzenhoff sowie Christian Banasik, der den Studiengang Audiovisuelles Design an der Fachhochschule Düsseldorf leitet.
Wichtig für die Auswahl, so Ritzenhoff, war die Realisierbarkeit und die sinnliche Erfahrbarkeit der Arbeiten. Wer also von Soundartisten nur das Schwelgen im Highendbereich modernster Computertechnologie erwartet, ist auf dem Holzweg. Es gehe darum, so Ritzenhoff, der von den Künstlern geschaffenen Klangskulptur Geräusche zu entlocken. Vorbild ist die Bildende Kunst mit ihren Soundinstallationen.
Die Macher werden fünf Tage an ihren Projekten unter Anleitung der Kuratoren arbeiten, im Anschluss darf das Publikum sich in die schöne neue Welt der Soundartisten begeben.
Begleitet wird Interface diesmal nicht nur von mehreren Workshops, das FFT hat als Specials außerdem eine experimentelle Eisrevue der Gruppe „New Guide to Opera“ im Programm, die im legendären Stadion an der Brehmstraße aufgeführt wird und eine Konzert-Performance der Klangtüftler „Weisser Westen“.