Schumann-Saal Füllhorn musikalischer Überraschungen
Das Omer-Klein-Trio präsentierte im Schumann-Saal sein abwechslungsreiches neues Album „Sleepwalkers“.
Düsseldorf. Der israelische, in Düsseldorf lebende Jazzpianist und Komponist Omer Klein pflegt einen Stil, der in keine Schublade passen will. Mit seinem nach ihm benannten Trio macht er eine Musik zwischen Jazz und vielen anderen Genres, ohne je ein Klischee zu bedienen. Eine große Kostprobe aus der Schatzkammer seiner musikalischen Ideen gab er jetzt bei der Live-Präsentation seines neusten Albumprogramms im Robert-Schumann-Saal.
„Sleepwalkers“ — „Schlafwandler“ heißt die seit Samstag im Handel erhältliche CD des Omer-Klein-Trios. Auffallend ist der Abwechslungsreichtum der Klänge. Omer Klein (Klavier) sowie seine Mitstreiter Haggai Cohen-Milo (Bass) und Amir Bresler (Schlagzeug) schöpfen aus einem ganzen Füllhorn musikalischer Überraschungen. Nichts wirkt vorhersehbar, doch schaffen die Musiker auch strenge Strukturen. Gerade die Verbindung von Freiheit und Form erzeugt künstlerische Spannung. Denn eine willkürliche Aneinanderreihung von Überraschungseffekten würde auf die Dauer genauso ermüden wie eine Kette berechenbarer Verläufe. Immer wieder lässt eine Figur, und sei es nur eine markante Basslinie, aufhorchen. Manche Tonverläufe des Klaviers in der linken Hand hätte ein Robert Schumann nicht geistreicher erfinden können.
Doch Omer Klein verfügt über die große Kunst melodische, rhythmische und harmonische Vielfalt zu bündeln. Dafür nutzt er die klassischen Kniffe von Variations- und Leitmotiv-Technik.
Der Jazzkomponist geht zwar thematisch auf weite Reisen, kehrt aber immer wieder mal in den melodischen Heimathafen zurück. So geschieht es beispielsweise in dem Stück „Wonder and Awe“ — „Erstaunen und Ehrfurcht“, dass ein romantisch klingendes Thema annähernd bis zur Unkenntlichkeit variiert wird, bis es in Reinform, nur noch etwas kräftiger und rhythmisch bewegt, wiederkehrt und eine geradezu hypnotische Wirkung entfaltet.
Bevor Omer Klein das Publikum aber ganz in Trance wiegt, fordert er es mit beißenden Harmonien, die an die Moderne des 20. Jahrhunderts erinnern. Lange bleibt es aber nicht so ungemütlich und auf einmal verbreiten lustige Dur-Melodien Party-Stimmung. Eine neue Idee folgt der anderen und kommt stets wie gerufen. Und die Wiederkehr bestimmter Motive erhöht zudem die Verständlichkeit des musikalischen Geschehens.
Wie oft in Jazzkonzerten gibt es längere Soli, mal vom Klavier, dann Bass, schließlich Schlagzeug. Meist behält der Pianist aber die Fäden in der Hand. Seinen jungen Schlagzeuger schickt er nicht in die Wüste trommelnder Eskapaden, sondern setzt am Flügel Akkorde, die wie klingende Leitplanken wirken.
Alle drei Musiker spielen virtuos und finden zu einem überaus organischen Miteinander. Die instrumentalen und kompositorischen Qualitäten versetzten das Saalpublikum in große Begeisterung, die sich in starkem Beifall und Jubel äußerte.