Kultur Kompakt Impulse-Theater-Festival: Große Depressionen in der Neandertaler-Höhle

Düsseldorf · Regisseur Jan-Philipp Stange zeigte sein Stück „Great Depressions“ im FFT.

Foto: Peter Grün

Auf der Bühne erstreckt sich eine wuchtige Höhle. Blick von innen nach außen. Vor dem Eingang steht eine elektronische Orgel in blauem Nebellicht. Es ist ruhig. Irgendwann trabt ein Mammut an der Höhle vorbei (im Kostüm stecken Schauspieler), setzt sich an die Orgel und beginnt zu spielen und zu singen. Melancholische Lieder vom elisabethanischen Komponisten John Dowland und Pop-Songs.

Dann schreitet aus einer Höhlenecke Schauspieler Malte Scholz im Fell-Kostüm hervor und beginnt zu erzählen. Von sich selbst. Dass er 1976 in Norddeutschland geboren wurde, nach seiner Ausbildung zum Bürokaufmann entlassen wurde, sich mit Gelegenheitsjobs verdingte und schließlich aus Existenzängsten immer mal wieder zur Flasche griff, in dunkleren Augenblicken gar an Selbstmord dachte.

In „Great Depressions“ – am Donnerstag zu Gast beim Impulse-Theater-Festival im FFT Juta – zählt Regisseur Jan-Philipp Stange die Lebensgeschichte des an Depression erkrankten Malte Scholz. Er verbindet sie mit der Geschichte von der Entdeckung des Neandertalers im Jahr 1856 durch den Naturforscher Johann Carl Fuhlrott: Texte aus seinem Vortrag über den Fund werden eingeblendet. Er handelt davon, dass der Neandertaler kein Keulen schwingender Kannibale war, sondern ein empathisches, soziales Wesen. Für diese schon in der Urzeit praktizierten Werte plädiert auch Scholz. Denn eine Ursache von Depressionen sieht er darin, dass es Mitmenschen eben an jenen positiven Eigenschaften mangele, so habe sein Vater vorgelebt, dass Männer hart sein müssten und nicht weinen dürften. Permanent wechseln Musik und der Monolog zum Kampf gegen den Lebensnebel – Scholz spielt langsam, ruhig, eindrücklich und bleibt trotz dunkler Stunden positiv: Es ist in unserer Leistungsgesellschaft in Ordnung, am Ende zu sein und nichts zu produzieren.