Interview: „Schlager wird irgendwann langweilig“
Bill Ramsey kommt mit den Swing Legenden in die Tonhalle. Der Schlagersänger von einst konzentriert sich heute auf Jazz.
Herr Ramsey, Sie sind in Deutschland mit Schlagerhits wie "Pigalle" oder "Zuckerpuppe" bekannt geworden, kommen aber ursprünglich aus dem Jazz. Welches Genre liegt Ihnen heute näher?
Bill Ramsey: Ohne meine Zeit beim Jazz hätte ich nicht mit solchen Schlagersongs Erfolg haben können. Das gilt auch für Kollegen wie James Last oder Ernst Mosch, die beide als Jazzer begonnen haben. Heute ist Schlager für mich kein großes Thema mehr. Ich stehe noch zu den Titeln und spiele sie auch noch ab und zu, um dem Publikum eine Freude zu machen. Auch bei den Swing Legenden gibt es ein Medley mit den alten Liedern. Aber Schlager verändert sich im Vergleich zum Jazz nicht, und das macht diese Musik irgendwann langweilig. Dagegen kann man einen Jazztitel zehn Mal hintereinander spielen und ihn jedes Mal anders interpretieren.
Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit den Swing Legenden Max Greger und Hugo Strasser? Fühlen Sie sich selbst auch als Legende?
Ramsey: Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber nach 50 Jahren im Geschäft warum nicht (lacht). Der Kontakt zu den Swing Legenden entstand über die SWR-Bigband, mit der ich bereits früher zusammengearbeitet habe. Auch mit Max Greger habe ich früher viel zusammen gespielt. Wir haben uns vor vielen Jahren beim Jazz-Festival in Frankfurt kennen gelernt.
Sie gehen dieses Jahr mit den Swing Legenden und als Solokünstler groß auf Tour. Wie halten Sie sich fit für die Konzerte?
Ramsey: Das ist die Aufgabe meiner Frau, sie passt als Ärztin auf mich auf und schaut, dass ich mich genügend bewege. Aber es gibt kein spezielles Fitnessprogramm.
Auch heute wagen es junge Künstler wie Roger Cicero wieder, mit einer Big Band auf Tour zu gehen und haben dabei Erfolg. Wie beurteilen Sie den Nachwuchs?
Ramsey: Das was, Roger Cicero oder Stefan Gwildis machen, gefällt mir ausgesprochen gut. Das gilt auch für Annette Louisan, die eine tolle Bühnenpräsenz hat und mit guten Texten aufwarten kann. Wichtig ist heute, dass man als Künstler seine Nische findet. So eine Karriere, wie ich sie gemacht habe, wäre heute wohl undenkbar. Das war damals eine ruhigere Zeit, und ich habe dazu auch immer Glück gehabt.
Gibt es noch Projekte, die Sie gerne einmal umsetzen würden?
Ramsey: Ja, ich würde gerne wieder vor der Kamera stehen. Aber ich bin mir bewusst, dass das nicht geht, weil ich immer als Bill Ramsey erkannt werde und so nicht in irgendwelche Rollen schlüpfen kann. Um das zu können, muss man schon eine Macht wie Frank Sinatra haben, der einen ganzen Film auf sich zuschneidern ließ.