Düsseldorfer Tonhalle Israelischer Stardirigent gestaltet Bruckners Achte Symphonie
Eliahu Inbal leitet in der Tonhalle die aktuellen Symphonikerkonzert, letzter Konzerttermin ist am Montag.
Düsseldorf. Er gehört zu den großen Altmeistern der spätromantischen Symphonik, Eliahu Inbal. Einen kompletten Mahler-Zyklus legte er in den frühen 80er Jahren auf CD vor — die erste digitale Mahler-Gesamteinspielung der Tonträger-Geschichte. Intensiv widmete sich Inbal aber auch dem Schaffen des österreichischen Symphonikers Anton Bruckner. Nun ist Inbal Gastdirigent bei den Düsseldorfer Symphonikern. Auf dem Programm steht lediglich ein Werk: Bruckners Achte Symphonie.
Das etwa 90-minütige Opus Magnum erklingt in der Urfassung. Bruckner hatte seine „Achte“ auf Empfehlung gutmeinender Freunde revidiert und manches verändert. Die meisten Dirigenten wählen die revidierte Fassung. Doch Inbal geht mit den Düsseldorfer Symphonikern zurück zu den Wurzeln. Bruckner soll seinen Erstentwurf sehr geschätzt und aufbewahrt haben.
Dass Bruckners zeitgenössische Freunde Kritik an der Version übten und die meisten großen Dirigenten des 20. Jahrhunderts lieber zur Spätfassung griffen, lässt sich wiederum nachvollziehen. In der nun zu hörenden Originalfassung endet der Erste Satz mit einer monumentalen Apotheose, wie sie am Schluss eines Finalsatzes vorkommen könnte. Das hat Bruckner später etwas feiner gelöst, indem er den Satz sehr verhalten ausklingen lässt. Auch eine sehr erhebende Streicherstelle mit Harfen im Trioteil des Scherzos fehlt in der Frühversion. Bruckner scheint also gute Berater gehabt zu haben. Ja, diese erste Fassung lässt erahnen, was den damaligen Bruckner-Gegnern nicht so recht behagte.
Gleichwohl gibt es am Montag Bruckner-Kenner, die gerade diesen dramaturgisch problematischen Aufbau vorziehen. Inbal gehört ja ganz offensichtlich dazu, und für den Hörer besitzt es allemal wissenschaftlichen Reiz, einer solchen Aufführung beizuwohnen. Der israelische Dirigent ist eine lebende Legende, und im Alter von 82 Jahren leistet er noch immer Beachtliches und erweist sich einmal mehr als souveräner Koordinator.
Romantisches Schwelgen scheint dem Dirigenten fremd. Ähnlich wie der französische Dirigent und Komponist Pierre Boulez setzt Inbal auf nüchterne Klarheit ohne emotionale Eskapaden. Er gehört auf dem Konzertpodium zu den strengen Zeremonienmeistern, die sich kaum Freiheiten herausnehmen. Das bewahrt vor Fehlinterpretationen, führt aber auch zu einer gewissen Erstarrung.
Die Düsseldorfer Symphoniker spielten am Freitagabend sehr folgsam, technisch sauber und wohl geordnet, was zu einem einwandfreien Zusammenspiel führte. Doch insbesondere der Erste und Zweite Satz wollten nicht so recht mitreißen. Stärkere Ausstrahlung besaß dann das „Feierlich“ überschriebene Adagio. Hier kamen dann auch die beiden Harfen voll zu ihrem Recht - immer ein himmlischer Moment. Das Orchester sorgte aber auch jenseits dieses Satzes klanglich sehr reizvolle Momente. Vor allem die Celli und Wagner-Tuben bereiteten den Ohren höchste Sinnesfreuden.