Junges Rheinland: Groteskes Welttheater im museum kunst palast

Der Ankauf eines Wollheim-Bildes im Ehrenhof ist eine kleine Sensation.

Düsseldorf. Beat Wismer, neuer Chef des museum kunst palast im Ehrenhof, hat seinen ersten Ankauf getätigt, und er macht darin sein Ziel wahr: Er möchte der Sammlung ein unverwechselbares Profil geben, und zwar ein typisch Düsseldorferisches. Immer wieder habe er in den letzten Monaten Bilder des ihm unbekannten Gert Wollheim gesehen. Jetzt schlug er zu. Er ließ ein Gemälde bei Lempertz in Köln ersteigern. Der Hammer fiel bei 18 000 Euro. Mit Aufpreisen kostet das etwa 22 000 Euro.

Gert Wollheim (1894-1974) wurde in seinen Düsseldorfer Jahren (1919 bis 1925) zur Hauptfigur der Avantgarde-Vereinigung "Junges Rheinland", deren Vorsitz er übernahm. Er gründete die Arbeitersiedlung "Freie Erde" im Süden der Stadt und gehörte zu den Organisatoren der Proletarischen Kunstausstellung "Der Kampf". Nach dem Krieg schiffte er sich 1947 nach Amerika ein, wo er 30 Jahre später starb. Nun kehrt eines seiner wichtigsten Werke, das große, phantastische Panorama "La Terrasse" (1934) zurück, eine unerklärliche, magische, kulissenhafte Berglandschaft mit grotesken Details. Das Bild wurde direkt nach Amerika verschickt und in Deutschland nie gesichtet.

Da wird Hiob in der gelben Kutte mit Wasser begossen. Ein maskenhafter Mann liest im dicken Buch. Ein phantastisches Pärchen empfängt den Kniefall eines alten, schwarz gekleideten Mannes, während die Tiere im Hintergrund an eine Anbetung der heiligen Drei Könige denken lassen. Ein Clown beugt sich über einen Kindersarg. Ein Mischwesen bindet sich einen blauen Reifrock mit grauem Eselskopf vor den Bauch und tanzt mit gespornten Stiefeln. Parallelen zum Grotesk-Theater von Bosch und Breughel stellen sich ein.

Stephan von Wiese, Abteilungsleiter am Ehrenhof und Fachmann für Wollheim, ist glücklich: "Das Bild ist ein Beispiel großer Exilkunst, malerisch gebrochen und von merkwürdiger Schönheit."