Konzert im Dome: Pink macht die Welt ein bisschen verrückter
Die Sängerin präsentiert sich bei ihrem Auftritt im Dome als Ausbund an Wildheit.
Düsseldorf. Am Ende hebt sie ab und fliegt einfach los: Pink rast Purzelbäume schlagend an vier straff gespannten Seilen quer durch die Halle und über die Tribünen. Dabei singt sie „So what?“ — „Ja, was denn?“ Was die Amerikanerin mit der Frisur, die nach blonder Kopf-Explosion aussieht, damit sagen will: Ok, manchmal übertreibe ich es vielleicht ein wenig. Aber was soll’s, Leute — hatten wir nicht zwei Stunden lang eine Riesen-Party?
Der Spaß rechtfertigt manchmal alles. Und es gibt keinen unter den 11000 Zuschauern im ausverkauften Dome, der ihr in diesem Moment widersprechen würde.
Dafür hat dieser leibhaftig gewordene Ausbund an Wildheit ja auch von der ersten Minute dieses Konzertes an keine Gefangenen gemacht und per Bungee-Seil-Sprung von der Decke herunter gleich mal klargestellt, warum sie heute hier ist: Pink will den Menschen auf einem Ungetüm von Bühne „The truth about love“ — die Wahrheit über die Liebe — erklären.
Und diese Wahrheit lautet bei ihr: Habt euch einfach alle miteinander lieb, gründet eine Gang - und tanzt!
Außerdem will sie den Menschen aus allen nur erdenklichen Kameraperspektiven und auf drei Videowänden ihren Bauchnabel präsentieren. Die Gute-Laune-Gang von Pink sind ihre Tänzer und Clowns, die sie umschwirren wie die Motten das Licht.
Und einen besser durchtrainierten Popstarbauch als ihren gibt es in der glitzernden Popstarwelt derzeit auch nicht. Was nicht etwa an der erschlafften Konkurrentin Madonna liegt, sondern am Pensum, das die 33-Jährige inmitten dieser Rocky-Horror-Picture-Circus-Roncalli-Show absolviert.
Sie wechselt mindestens fünfmal das Kostüm. Sie rennt Treppen hoch und runter. Sie wickelt sich um Tanzstangen. Sie durchmisst die Bühne von links nach rechts und wieder zurück. Sie wälzt sich über den Boden und klatscht Fan-Hände ab. Sie balanciert ungesichert auf in der Höhe rotierenden Kugelgerüsten. Und wenn die Kamera ihr Gesicht dann in Nahaufnahme einfängt, sieht man nicht einen kleinen Tropfen Schweiß über die wohlgeformte Nase rinnen. Pink holt noch nicht einmal kurz Luft.
Jeden anderen, der ihnen so ungezogen und dabei doch so perfekt daherkäme, würden die Leute wohl neidvoll verteufeln. Bei Pink aber jauchzen sie.
Einer erzählt voll ehrlicher Bewunderung: „Unglaublich! Und dann ist die heute Nachmittag auch noch durch Düsseldorf geradelt, als ob es das Normalste auf der Welt wäre.“ Andere schreien: „Wow, sieht die gut aus!“ Und: „Was für ‘ne Mega-Show!“
Und alle zusammen denken dann wahrscheinlich: Wie gut, dass diese Frau nicht in einer stinknormalen Band singt. Denn da müsste sie ja nur rumstehen und auf ihre Füße gucken. Aber weil sie Pink ist, kann sie fliegen und die Welt ein kleines, wunderschönes Bisschen verrückter machen.