Feuilletönchen Konzert/Oper/Theater: Was soll man anziehen?

Düsseldorf · In unserer heutigen Kulturkolumne denkt unser Redakteur über die Frage der Bekleidung bei Konzerten oder Theateraufführungen nach.

Kulturredakteur Christian Oscar Gazsi Laki. Foto: Sergej Lepke

Foto: Lepke, Sergej (SL)

Sie können es mir glauben oder nicht, aber es ist bloß ein großer unglaublicher Zufall, dass just an dem Tag, an dem ich diese Zeilen schreibe, auch die Tonhalle Düsseldorf sich dem Thema, was man bei einem Konzert anziehen solle, widmet und einen Beitrag auf Facebook veröffentlicht hat. Das Thema der Kolumne stand schon recht lange fest, und es scheint so etwas wie Gedankenübertragung zwischen dem Musikkritiker und dem Konzertsaal zu geben. Die Tonhalle schreibt: „Ihr wolltet schon immer mal zu einem unserer Konzerte kommen, aber wusstet nie, was ihr anziehen sollt? Kommt doch einfach in Jeans! Traut euch!“

Womit wir mitten im Thema wären. Ein Thema, das eigentlich vollkommen zweitrangig sein sollte, angesichts dessen, dass es bei Musik doch um höhere, edlere Dinge geht als bloß das Äußere. Und ohnehin, man soll ja Bücher nicht nach ihrem Einband beurteilen und dies lässt sich ja auch wunderbar auf Menschen münzen. Aber trotz aller Innerlichkeit sollte man die Frage, was denn nun bei einem Konzert, einem Opernabend oder im Theater getragen wird, nicht einfach mit der schnippischen Bemerkung bei Seite tun: Trag doch ein jeder, was er will. Wieso eigentlich nicht? Zunächst sollte in der Tat jeder tragen, was er möchte, das ist richtig, aber andererseits sollte man sich, bevor man die Entscheidung trifft, ein Outfit für den Abend aussucht, Gedanken machen, wieso man sich just dazu entscheidet, dieses oder jenes anzuziehen. Und wenn man sich diese Gedanken macht, sollte man eines nicht vergessen: Das Äußere ist fast immer ein Spiegel des Inneren und das Innere wird von dem Äußeren mitgeprägt. Das heißt, wenn ich eine bestimmte Kleidung für einen Anlass wähle, so ist diese Kleidung ein Statement, ein Ausdruck meiner Einstellung, meiner Befindlichkeit, auch meiner Ausrichtung in Bezug zu diesem Anlass. Umgekehrt verändert das, was ich trage und wie die Menschen auf mich auch durch meine Kleidung reagieren mein Befinden. Also, auch wenn es bei einem Konzert wirklich nicht darum geht, sehen und gesehen zu werden  – selbst wenn es manche so praktizieren mögen –, hat es schon einen Einfluss auf die Aura eines Events, was ein jeder trägt; mittelbar und unmittelbar durch das Befinden der Menschen.

Gerade aus dem Grund ist es nicht egal, was ich etwa bei einer Opernpremiere trage. Denn dadurch signalisiere ich nach außen, was mir dieser Abend bedeutet, welche Stimmung ich durch mein Äußeres vermitteln will und vielleicht auch welche Wertschätzung ich dem Ort, den Musikern, dem Komponisten entgegenbringe und nicht zuletzt den anderen Menschen im Publikum. Was sie auch anziehen möchten, machen Sie sich bitte Gedanken.