Düsseldorf Kultur zieht es zum Worringer Platz
Immobilienfachmann kauft Riesenareal mit altem Capitol-Theater. Kulturamt, FFT und Schauspielhaus verhandeln bereits mit ihm.
Düsseldorf. Rolf Moritz Webeler hat erst kürzlich an der Worringer Straße 57 ein Haus mit Wohnungen, großer Werkshalle und weitläufiger Unterkellerung gekauft und so instand gesetzt, dass dort Studenten und Künstler leben, arbeiten und ausstellen können. Zudem ist der 49-Jährige Kapitalgeber und Co-Geschäftsführer der „Galerie am Meer“. „Das ist nach 30 Jahren Immobiliengeschäft mal etwas ganz Anderes“, sagt Webeler.
Mit dem Projekt „W 57“ hat sich der Kaufmann auf das für ihn neue Terrain der Kultur- und Kreativwirtschaft begeben — und Gefallen daran gefunden. Deswegen schlug er jetzt auch bei einem zweiten Gebäudekomplex in Düsseldorf zu. Dieses Mal allerdings von weit größerem Ausmaß und auf einem der innerstädtischen Schlüsselgrundstücke. Für eine siebenstellige Summe, konkreter will Webeler nicht werden, kaufte er die Immobilien Worringer Platz 4 sowie Erkrather Straße 6 und 14; die drei Häuser sind über einen Innenhof verbunden.
Prominent ist Haus Nummer 4 mit dem Veranstaltungsraum „Botschaft“ im Erdgeschoss: Dort befand sich bis 1969 das Capitol-Theater mit Film- und Musicalvorstellungen. Später zogen Düsseldorfs erste Bauhaus-Filiale, ein Club und schließlich Künstler ein. Jetzt gehört es Webeler, der sich vieles vorstellen kann. „Kulturelle Aktivitäten fänd’ schöner als 60 Drei-Zimmer-Wohnungen. Aber es muss sich rechnen. Wir werden uns genug Zeit nehmen, um in Ruhe zu überlegen.“ Für ein leerstehendes Ladenlokal innerhalb des Komplexes hat er bereits eine Idee: „Eine Galerie vielleicht.“
Webelers Gedankenspiele kommen zu einer Zeit, da in Düsseldorf intensiv über einen weiteren Theaterstandort diskutiert wird: Die Freie Szene wünscht sich seit Langem eine feste Spielstätte. Und auch der designierte Intendant des Schauspielhauses, Wilfried Schulz, der wegen der Sanierungsarbeiten am Gründgensplatz seine erste Spielzeit andernorts beginnen muss, sucht nach attraktiven Alternativen. Gespräche über eine solche Nutzung gibt es bereits.
Vorstellbar ist folgende Konstruktion: Schulz probt vorübergehend im alten Capitol-Theater und nutzt das Central, die eigentliche Probebühne des Schauspielhauses, für Vorstellungen. Zieht Schulz nach getaner Sanierung zurück zum Gründgens-Platz, steht der Saal der Freien Szene und Schulz’ Bürgerbühne-Projekt zur Verfügung. Die Trägerschaft übernimmt das Forum Freies Theater. Jedoch existieren bisher weder ein Mietvertrag mit Webeler noch ein Entwurf zum Saal-Umbau.
Mit einer wie auch immer gearteten kulturellen Nutzung am Worringer Platz schüfe Webeler eine Verbindung zwischen Tanzhaus, Capitol, W 57 und dem Kulturverein WP 8 einerseits und der Galerieszene im nahegelegenen Flingern. Dort, keine 500 Meter Luftlinie entfernt, an der Birkenstraße 47, entsteht zurzeit ein neues Museum mit zeitgenössischer Kunst in einem Hinterhof, in dem sich bereits Filmwerkstatt und der Berufsverband Bildender Künstler niedergelassen haben.
Webelers Neigung zur Kunst kommt nicht von ungefähr. Seine Frau ist bildhauerisch tätig, Tochter Viktoria studiert Kunstgeschichte. Seine Eltern machten an der Kunstakademie ihren Abschluss, der Vater ist gebürtiger Düsseldorfer. Beide arbeiteten als Kunsterzieher, seit ihrer Pensionierung malt die Mutter wieder verstärkt. „Im nächsten Jahr stellen wir ihre Werke in unserer Galerie an der Worringer Straße aus“, sagt Webeler. „Man könnte fast sagen, auf diese Weise schließt sich der Kreis.“