Show Ein vorhersehbarer „Thriller“
Hommage an den King of Pop überzeugt mit gewaltiger Inszenierung statt mit Ideenreichtum.
Düsseldorf. Als Michael Jackson sein letztes Deutschland-Konzert am Hockenheimring gibt, zahlen die 85 000 Besucher ihre Tickets noch in D-Mark, Kohl ist Bundeskanzler und das Internet nicht nur für seine damalige Umweltministerin Merkel, sondern die ganze Nation Neuland.
18 Jahre sind seit der „History World Tour“ vergangen, doch die spektakulären Auftritte des Weltstars vielen immer noch sehr präsent — Youtube und Retro-Sendungen sei Dank. Für die Tribute-Show „Thriller live“ ist das Chance und Gefahr zugleich, wird sie doch immer am Original gemessen. Die Produktion des Briten Adrian Grant geht daher auf Nummer sicher. Die Arrangements der sechsköpfigen Band orientieren sich stark an den Originalen. Nicht weiter schlimm, auch 30 Jahre alte Evergreens wie „Billie Jean“ oder „Smooth Criminal“ wirken mit ihren mitreißenden Grooves heute noch frischer als viele aktuelle Charthits.
Bei der Inszenierung der einzelnen Songs wird meist auf Bewährtes aus den legendären Videoclips zurückgegriffen. Da krabbeln bei „Thriller“ furchterregende Zombies aus der Gruft oder während „Beat It“ Bandenrivalitäten ausgetragen. Und immer wieder eine „Moonwalk“-Einlage, klar.
„Remember the time“, nicht gerade Jacksons größter Erfolg, wird durch eine ausgefallene, sinnlich-orientalische Wüsten-Inszenierung zu einem Show-Highlight. So mutig und überraschend wie hier ist die Produktion sonst nur selten.
Sonst erinnert „Thriller live“ allein an den strahlenden Wohltäter und Ausnahme-Entertainer und blendet die andere, dunkle Seite Jacksons aus. „We’re here to celebrate a legend“, stellt einer der Sänger gleich zu Beginn klar. Nachdenkliche Zwischentöne über den als Kind zum Erfolg gedrillten und später zerbrochenen, früh verstorbenen Popstar, gibt es nicht. Statt wie in anderen Musicals eine mal mehr, meist weniger gelungene Handlung um die Songs zu spannen, steht bei „Thriller“ die Musik klar im Vordergrund. Satte 36 Songs werden gespielt, wenn auch teilweise verkürzt in Medleys. Chronologisch geht es von den Anfängen mit den „Jackson 5“ in knalligen Schlaghosen und Riesen-Afro bis zu den letzten großen Hits wie „Earth Song“ oder „They dont care about us“ Mitte der 90er.
In die großen Fußstapfen Jacksons treten gleich fünf Sänger, darunter mit Cleopatra Higgins auch eine Frau. Stimmlich überzeugen können sie alle, doch besonders der neunjährige Aled Arhyel Charles singt und tanzt sich mit erstaunlicher Coolness als „Mini-Jacko“ sofort in die Herzen des Publikums. Eindrucksvoll auch die Tänzer, die Energie und Tempo über die ganzen zweieinhalb Stunden mit zahlreichen Kostümwechseln hoch halten. Auch sie machen aus „Thriller live“ eine perfekt inszenierte, kurzweilige Hommage an den King of Pop.