Debattierclub Debatte: Gehört der Weihnachtsmann verboten?
Im Haus der Universität am Schadowplatz ging es im Debattierclub um Verbot oder Erhalt von Kinderträumen.
Düsseldorf. Die Debattier-Kultur hat an der Heinrich-Heine-Universität Tradition. Jeden Dienstag treffen sich Professoren und Studenten und diskutieren über Gott und die Welt. Mal geht es um brisante Themen wie „Frau oder Mann“, mal um Glasperlenspielereien wie die Frage: „Zeitreise in die Zukunft oder die Vergangenheit?“ Diesmal stand der rauschebärtige Weihnachtsmann zur Disposition. Ist er gut für Kinder oder schädlich?
Die nicht ganz ernst gemeinte Debatte gehört sozusagen zu den Finger- und Zungenübungen akademischer Spiegelfechter. Es gibt klare Regeln wie im Parlament inklusive einer Vorsitzenden oder eines Vorsitzenden à la Bundestagspräsident. Mit einem Hämmerchen wird an- und abgeklopft. Zunächst die erste Minute „geschützte Zeit“. In dieser Anfangsphase hat der Redner Gelegenheit, seinen ersten klaren Gedanken zu fassen, ohne von Zwischenrufen oder -fragen unterbrochen zu werden.
Nach dem ersten Schlag des Hämmerchens ist die Schonfrist verstrichen und die Manege ist eröffnet für manches kritische Störfeuer Andersmeinender. Wer eine Zwischenfrage stellt muss aufstehen und auch wirklich eine Frage stellen, kein Statement abliefern. Der Redner muss Fragen aber nicht zwingend zulassen.
Es gab zwei Parteien: Ein fiktives Regierungslager um den Politikwissenschaftler Professor Ulrich von Alemann sowie eine Opposition um den Psychologie-Professor Jochen Musch.
Die „Regierung“, die den Weihnachtsmann abschaffen will, hatte das erste Wort. „Der Weihnachtsmann soll doch nur den Konsum antreiben“, wettert Alemann. Die bärtige Figur wende sich scheinbar schenkend an unschuldige Kinder. Außerdem stehe der offene Kamin, durch den der Weihnachtsmann sich in die Wohnstuben begeben soll, für eine „falsche ökologische Vision“. Co-Referentin Jutta Teuwesen ergänzte: Der Weihnachtsmann stehe für Ungerechtigkeit. Kinder reicher Eltern würden große Geschenke erhalten, wogegen Kinder weniger privilegierter Schichten womöglich das Ausbleiben von Geschenken als göttliche Strafe missverstehen.
Mit derartigen Argumenten biss die Regierung bei der Opposition auf Granit. Es handele sich um unhaltbare Vorwürfe, teilweise um Beleidigungen, sagt Musch. Gerade im Alter zwischen drei und acht Jahren befänden sich Kinder in der „magischen Phase“. Die sollte durch die schnöde Entzauberung des Weihnachtsmannes nicht gestört werden.
„Kinder haben ein Recht auf ein mystisches Weihnachtfest“, betont der Psychologe. Co-Referent Philipp Henn lässt unterdessen das Argument des Konsumterrors nicht gelten und sagt: „Das liegt doch in erster Linie an der Erziehung der Eltern.“
Ein Wort gab das andere, auch an Zwischenrufen herrschte kein Mangel. „Was ist mit einer Weihnachtsfrau?“ wollte eine Zuhörerin im Auditorium wissen. „Wie stehen Sie zum Osterhasen?“ fragte jemand hinein.
Bei der Schlussabstimmung gab es ein knappes Ergebnis für die Opposition, also für den Erhalt der Kinder-Illusion um die weihnachtliche Fantasiefigur mit Rauschebart.