Düsseldorf Ober-Zyniker feiert Party im Zakk

Beim Konzert von Fehlfarben gab es das plakative „No Future“ zu erleben, auf dem der Punk einst gründete.

Foto: Julia Hoppen

Düsseldorf. Sollte eines Tages die Welt trotz Klima- und G8-Gipfel untergehen, wird es einen geben, der darüber lacht: Peter Hein. Und natürlich wird er richtig gemein lachen und ätzen: „Warum heulen, Ihr Hornochsen? War doch klar!“ Denn Hein ist der Ober-Zyniker und konsequenteste „Mir doch egal“-Typ des Landes. Und mit seiner Band Fehlfarben, deren Musiker zwar schon lange nicht mehr in Düsseldorf leben, die den Punk in Düsseldorf aber dennoch lange vor den Toten Hosen erfanden, feiert er im Zakk am Dienstagabend eine Party des beißenden Spotts.

Das ist eine Wohltat in Zeiten, in denen Hysterie regiert und die Jungen jeden Morgen ihr Handy an- und das Hirn ausschalten. „Mit der App in der Hand unters Auto gerannt“ ist der erste Satz, den Hein singt und den Kopf-unten-Lemmingen von heute im Stück „Der Dinge Stand“ widmet. Wobei er klar macht, dass ihm auch das piepe ist: „Ich alter Sack brech’ doch keinen Streit vom Zaun mit Generationen, die sich nichts trau’n.“ Da singt er lieber noch ein paar Liedchen, in denen er den erbärmlichen Status Quo der Welt geißelt, auch wenn aus jedem die Gewissheit klingt, dass sich eh nichts mehr ändern lässt. Personen außerhalb des Fehlfarben-Kosmos würden dies als zur Schau gestellte Hoffnungslosigkeit kritisieren. Die Leute im Zakk wissen: Das ist doch nur das plakative „No Future“, auf dem Punk einst gründete. Sie genießen diesen Auftritt. Keine Sorgen machen — wunderschön.

Schöner sind nur Heins Motz-Ansagen, die er genussvoll einstreut. Eine handelt vom „Ernstfall“, der mittlerweile ja täglich irgendwo ausgerufen wird und über den sich doch noch stets alle wundern. „Heute ist es am Südpol soweit“, sagt Hein, ehe er in „Der Untergang“ feststellt: „Davon geht die Welt nicht unter, dass wir sie zerstör’n“. Dabei tigert er wie eine Grinseraubkatze über die Bühne, wirbelt das graue Haupthaar und wedelt nervös mit dem Mikro. Völlig uncool nach heutigen Maßstäben. Aber grundehrlich.

Der Verbal-Rundumschlag gipfelt in „Paul ist tot“, dessen Refrain auch nach 35 Jahren noch die beste Doppelzeile ist, die je über das Wesen des Menschen geschrieben wurde: „Was ich haben will, das krieg’ ich nicht. Und was ich kriegen kann, das gefällt mir nicht“, greint Hein, der sich mit diesem Song einen Hit der Art geschaffen hat, die ihm als Anti-Mensch eigentlich gegen den Strich gehen müsste. Aber Hein hat eben Musikgeschichte geschrieben. Und das macht ihn bei aller Verweigerung eben auch irgendwie zum — Popstar.