Kunstakademie Düsseldorf Machtkampf am Eiskellerberg - Rektorin McBride in der Kritik

An der berühmten Kunstakademie Düsseldorf fliegen die Fetzen. Nach der Rüge des Senats steht Rektorin McBride unter Beschuss.

Die Düsseldorfer Akademie-Rektorin Rita McBride tritt in der Öffentlichkeit stets charmant auf.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Hinter verschlossener Tür fand am Dienstag eine Senatssitzung in der Kunstakademie Düsseldorf am Eiskellerberg statt. Sie glich nach Meinung von Teilnehmern einer „Schlacht“. Sie gipfelte in einer Rüge gegen die Amtsführung der Rektorin Rita McBride. Diese Rüge, in geheimer Abstimmung mit überraschend großer Mehrheit vom höchsten Gremium der Akademie ausgesprochen, gleicht einer Ohrfeige. Im Senat sitzen berühmte Künstler wie der Weltstar Andreas Gursky. Rita Mc Bride äußerte sich dazu nicht.

Auslöser ist die Tatsache, dass die die Rektorin sich weigert, Beschlüsse des Senats auszuführen. Im aktuellen Fall ging es um die Neubesetzung der Kanzler-Stelle und die Berufung von Gregor Schneider, Gewinner des Goldenen Löwen auf der Biennale von Venedig. Am 10. Juli wurde mit großer Mehrheit entschieden, Jochen Beißert, den Kanzler der Kunstakademie Dresden, zu berufen. Aber die Rektorin war dagegen und tat nichts.


Beißert erfuhr von seiner Wahl aus der Zeitung und offiziell aus dem Wissenschaftsministerium. Als schließlich die Prorektoren in ihrer Eigenschaft als Rechtsaufsicht der Rektorin den Kontakt mit dem designierten Kanzler aufnahmen, wurden sie von Rita McBride zurückgepfiffen. Es kam, wie es kommen musste, Beißert trat die Stelle nicht an. Er sagte ab.

Im WZ-Gespräch äußert er sich diplomatisch: „Mir ist die Absage schwergefallen, weil die Düsseldorfer Akademie sehr angesehen ist. Außerdem wohnt meine Familie in Wuppertal. Aber ich habe in Dresden ein geordnetes Haus. Man kann an einer Akademie Meinungsverschiedenheiten haben, aber man muss an einem Strang ziehen.“

Nach der Absage geschah das, was die auf ihre Freiheit stets stolze Akademie jahrzehntelang vermieden hat: Sie musste das Ministerium um Hilfe bitten, einen Interims-Kanzler zu finden. Der Verwaltungschef auf Zeit wird den Vertrag mit Gregor Schneider aushandeln. Rita McBride hatte selbst bei der Berufung dieses Weltstars die Meinung im Senat nicht mitgetragen und die Berufung schleifen lassen. Auch hier hakte das Ministerium offensichtlich nach. Inzwischen ist das „Rufschreiben“ abgeschickt. Nimmt Schneider den Ruf an, wird der Vertrag konkret ausgehandelt.


Die Ursachen für das Zerwürfnis haben eine lange Tradition. Sie begannen mit McBrides Amtseinführung im Sommer 2013, als sie in einem Interview erklärte, sie wolle die ihrer Meinung nach verstaubte Hochschule aus dem 18. ins 21. Jahrhundert überführen. Wenig später bestellte sie eigenmächtig Semesterprofessoren, die das Kunsthochschulgesetz nicht vorsieht, woraufhin diese Künstler nach einem bis zwei Semestern auf Geheiß des Senats wieder verschwinden mussten.

Sie soll die Besetzung des Kanzlers so mangelhaft ausgeschrieben haben, dass sich das Wissenschaftsministerium einschaltete und für eine neue Ausschreibung sorgte. Als sie ihrem Vorgänger Tony Cragg keinen offiziellen Abschied bereiten wollte, erhielt Cragg schließlich die Ehrenmitgliedschaft. Die Urkunde aber unterschrieb nicht sie.

Nun sind dies alles Kleinigkeiten, doch möglicherweise steckt Methode dahinter. Manche Kollegen befürchten, sie wolle ihre Freunde aus Amerika einschleusen, wo die Düsseldorfer Hochschule so hoch gehandelt wird, dass dann auch die Preise für die Freunde steigen. Und Rita McBride selbst? Sie ist geschickt und lässt alles an sich abprallen, heißt es. Jeder Rektor hätte nach der Ohrfeige im Senat sein Amt zur Verfügung gestellt, nicht sie. Ihre Amtszeit endet erst Ende Juli 2017.

In der Öffentlichkeit tritt sie charmant auf. Die Verteilung der Akademiebriefe in der Aula glich fast dem Auftritt eines amerikanischen Präsidenten vor der Wahl, nur dass der seine Rede nicht abgelesen hätte. Sie verteilte Gelder, Schals, gute Stimmung. In ihrer Klasse ist sie beliebt wegen ihres Engagements. Die Kunsthalle Düsseldorf plant für sie eine Retrospektive. Es könnte alles so schön sein, wenn da nicht der Machtkampf wäre.