Müllabfuhr und Straßenreinigung ab 1862 - Straßen wurden achtmal besprengt
Ein Buch beleuchtet die Entwicklung von Müllabfuhr und Straßenreinigung in Düsseldorf ab 1862.
Düsseldorf. Kriegszeiten waren für Müllabfuhr und Straßenreinigung besonders knifflige Herausforderungen. In Düsseldorf mangelte es im Ersten Weltkrieg an Männern, Fahrzeugen und Pferden, die allesamt an der Front benötigt wurden. Deshalb ersetzten Frauen, Kriegsgefangene und Ochsen sie — und ab und an sprangen sogar Elefanten aus dem Zoo am Brehmplatz für den Spanndienst ein, wie ein Bild in dem jetzt erschienenen Buch „Vom Pferdefuhrwerk zum Seitenlader“ zur Geschichte der Düsseldorfer Straßenreinigung und Müllabfuhr von 1862 bis 1945 beweist.
Verfasser ist Awista-Sprecher Ralf Böhme, der erste Band erscheint zum 150. Geburtstag von Müllentsorgung und Straßenreinigung in der Landeshauptstadt, Band 2, der die Entwicklung von 1945 bis heute beleuchtet, soll im Dezember folgen.
Mit prägnanten, nicht zu langen Texten und vielen Fotos stellt das dokumentarisch-chronologisch aufgebaute Buch ein gutes Stück Stadt- und Industriegeschichte dar. Denn der Start des öffentlichen Entsorgungsunternehmens 1862 (vorher gab es nur private Fuhrunternehmen) mit 13 Mitarbeitern fiel in die Take-off-Phase der Industrialisierung: In den Jahren wurde die Kanalisation angelegt, Wasser- und Gaswerke entstanden, in Gerresheim ging die Glashütte an den Start, die Einwohnerzahl (Anfang 1862: 53 000) stieg sprunghaft an. Und damit verschlechterten sich auch die hygienischen Zustände auf den Straßen — „Reinigung und Abfuhr“ spielten eine immer wichtigere Rolle.
Nach und nach wuchsen die Aufgaben und Einsatzgebiete. 1871 übernahm der Fuhrpark auch die „Straßenbesprengung“, um den Staub auf den meist nichts asphaltierten, sondern geschotterten Straßen zu besorgen. Böhme: „In der Innenstadt wurde teilweise bis zu achtmal am Tag besprengt.“ 1898 wurden die ersten bedeckten Abfuhrwagen für den Müll eingesetzt, was den Staub enorm reduzierte. 1902 übernahm der städtische Fuhrpark dann die komplette Straßenreinigung — zunächst mit Besen, Kehrkarren und von Pferden gezogenen Spülwagen; 1905 wurde die Müllabfuhr in die Außenbezirke ausgedehnt.
Weitere markante Daten in der lokalen Entsorgungsgeschichte: 1920 wurde die Müllabfuhr kostenpflichtig; 1926 erfolgte die Einführung des Wechseltonnensystems, 1931 entstand der Zentralhof an der Kirchstraße (bis 1998 Awista-Zentrale), fortan kamen nur noch motorisierte Fahrzeuge zum Einsatz.
Im Zweiten Weltkrieg musste die Müllabfuhr vor allem das für Kriegszwecke wichtige Eisen aus dem Müll filtern. Seit 1941 wurden Zwangsarbeiter eingesetzt, unter anderem im Lager am Fuhrpark Metzer Straße.