Tanzhaus NRW „Nachbarschaftsfest“ am Tanzhaus

Düsseldorf · Am 7. und 8. September möchte sich das Haus an der Erkrather Straße offen für alle Interessierten, Freunde und Neugierige zeigen. Dazu gibt es zum ersten Mal ein Fest zur Spielzeiteröffnung unter diesem Namen.

Das Tanzhaus veranstaltet zum ersten Mal ein „Nachbarschaftsfest“ zum Spielzeitauftakt.

Foto: Katja Illner

Ohne eine gute Beziehung zu den Nachbarn läuft es nicht, weder in der Reihenhaussiedlung, noch im Mietshaus, aber eben auch nicht bei Institutionen wie dem Tanzhaus NRW. Nicht umsonst möchte das Haus an der Erkrather Straße, das zugleich Ort für tänzerische Weiterbildung und performative Kunstausübung ist, sich als Teil der Stadt, der Nachbarschaft begreifen, dessen Türen für alle jederzeit offen stehen sollen.

Ein neuer – zusätzlicher – Schritt, diesem Anspruch den notwendigen Nachdruck zu verleihen, ist das „Nachbarschaftsfest“. Gedacht als Auftakt der neuen Spielzeit, lädt das Haus – teilweise kostenlos und unter freiem Himmel – für Samstag, 7. September, und Sonntag, 8. September, zu einer Vielzahl von Aktivitäten ein. Mit mehr als 15 unterschiedlichen Programmpunkten, darunter waghalsige Tänze an der Hausfassade, Workshops, Mitmachaktionen, Performances, Party und eine lange Tafel, die zum Picknick einlädt, öffnet das Tanzhaus seine Türen und wendet sich damit an Kinder, Jugendliche, Familien, Theaterinteressierte und bereits Tanzinfizierte, wie man es selbst formuliert.

„Das Nachbarschaftsfest begreift sich als Ergänzung der Open Studios und möchte zum Kennenlernen und Verweilen im gesamten Haus und – wenn der Wettergott gnädig ist – auch auf unserem Vorplatz einladen“, sagt Intendantin Bettina Masuch. Jene Open Studios – vergleichbar mit einem Schnupper-Tag für das breite Angebot des Hauses – richteten sich an diejenigen, die sich über das Kursangebot informieren wollten. Das Nachbarschaftsfest geht darüber hinaus und präsentiert das Haus in seiner doppelten Natur als Workhop-Haus und Spielstätte zugleich.

Werfen wir einen näheren Blick auf das Programm an den zwei Tagen, samstags ab 13.30 Uhr bis in die Nacht hinein und am Sonntag von 12 bis 18 Uhr.

Außen (Vorplatz Tanzhaus NRW) Ab 14.30 Uhr an beiden Tagen wird die Fassade des Gebäudes zu einer Spielfläche für eine ganz außergewöhnliche – fast akrobatisch anmutende – Performance. Interventionen von um die zehn Minuten Länge von Gabriele Koch und Irina Hortin sind in Endlosschleife bis 21 Uhr zu sehen. Die beiden – sie unterrichten am Tanzhaus – werden an Seilen hängend die Außenwand des Tanzhauses als Bühne für ihre Arbeit „90 Grad / Rechter Winkel“ nutzen. In verdrehter Perspektive, im rechten Winkel gegen die Wand, bewegen sie sich miteinander, balancieren aus, was ihnen an Schwerkraft genommen wird, und setzen die Schwerkraft letztlich außer Kraft, heißt es auf der Website des Tanzhauses. Am Samstag zeigt man ab 18 Uhr zudem die Ergebnisse des Workshops (Samstag, 14.30 bis 17.30 Uhr) mit Seppe Baeyens unter dem Schlagwort „Birds“. Der flämische Künstler lässt seine Stücke gemeinsam mit dem Publikum entstehen und zeigt sein so vermitteltes Bewegungsrepertoire im öffentlichen Raum. Schließlich wird der Außenbereich vor dem Tanzhaus selbst zur Bühne; ein Hinaustreten von dialogischer Tanzkunst.

Innen (Kleiner Saal, Großer Saal, Foyer) Am Samstag und Sonntag zeigt um 15 Uhr Silvia Gribaudi im Kleinen Saal des Tanzhauses die Performance „R.OSA_10 Übungen für neue Virtuositäten“. In der 45-minütigen Performance (die am Sonntag mit Deutscher Gebärendsprache gezeigt wird) thematisiert die italienische Choreografin die besondere Körperlichkeit der Performerin Claudia Marsicano. Jene lädt singend, sprechend und tanzend das Publikum zu einer Reihe von Übungen ein, manche von diesen partizipativ, also das Publikum zum Mitmachen einladend. Dabei entspricht ihre Statur nicht dem gängigen Bild von einer Tanz-Performerin. Gribaudi will aber just auch den „urteilenden Blick“ der Zuschauer spiegeln, die Überraschung, vielleicht auch die Störung von Erwartungen implizit thematisieren. „R.OSA_10 Übungen für neue Virtuositäten“ ist eine Revolution des Körpers, der gegen die Schwerkraft rebelliert und die Leichtigkeit auf der Bühne feiert, betont man. Am Sonntag ab 14 Uhr gibt es eine sogenannte Physical Introduction, bei der sich das Publikum auf die Performance mit körperlichen Übungen vorbereiten kann – übrigens eine liebgewonnene Tradition am Tanzhaus. (Eintritt 12 Euro, ermäßigt ab 8,50 Euro).

Am Samstag um 20 Uhr, Sonntag um 16 Uhr ist Nick Powers „Between Tiny Cities“ im Großen Saal zu sehen. Zwei Tänzer umrunden einander und haben sich gegenseitig fest im Blick. Erak Mith aus Phnom Penh und Aaron Lim aus Darwin nutzen Rituale und die Sprache der Hip-Hop-Kultur, um die Gegensätze ihrer Lebensrealitäten sichtbar zu machen, heißt es in der Ankündigung. Die Arbeit des australischen Hip Hop-Tänzers und Choreografen spielt explizit mit den Energien, die in Breakdance Battles heraufbeschworen werden. Karten für den unbestuhlten Saal kosten genausoviel wie bei der Performance von Silvia Gribaudi. Am Sonntag schließt an die Performance ab 17 Uhr eine „Circle Session – Special“ betreut von Franky Dee an. Die Circle Session ist eine Trainings- und Battle Jam, begleitet von einem DJ. Beim Nachbarschaftsfest gibt es eine besondere Version mit Bezug zu der Performance „Between Tiny Cities“. Tänzer Erak Mith und Aaron Lim werden zur Jury, getanzt wird in den Stilen Breaking, HipHop und All Style. Die Session ist kostenlos, eine Registrierung vor Ort ist ab 16.45 Uhr möglich.

Am Samstag gibt es zudem im Foyer die „Heel the world“-Party mit Miro und AZIZ. Die Tanzhaus-Dozenten laden bei freiem Eintritt ab 21 Uhr zu einer Jazz-Funk-Party, mit einer Besonderheit. Es gibt einen „Mitmach-Parcours“. Für die, die sich schon präsentieren wollen und können, gibt es eine offene Bühne. Diejenigen, die noch etwas Übung brauchen, sind eingeladen, sich Schritt für Schritt anleiten zu lassen. Es gibt High Heel-, Instagram-, Dress up-, Youtube- und Videotutorial-Stationen.

Workshops „Hip-Hop – und die Eltern tanzen mit!“ richtet sich an Kinder zwischen sechs und neun Jahren und ein Elternteil. Für den Kurs an beiden Tagen zwischen 13.30 und 14.30 Uhr mit Alex Coda zahlt man 17 Euro. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Parallel dazu unter gleichen Bedingungen findet der Workshop „Conta-Kids: Tragen, Toben, Tanzen“ mit Nora Pfahl statt. Conta-Kids ist eine „exklusive Zeit für Eltern und Kinder zwischen drei und fünf Jahren, um miteinander über Körperkontakt in Bewegung zu kommen“, heißt es in der Ankündigung. Auch hier sind keine Vorkenntnisse erforderlich.

Am Sonntag gibt es zu Nick Powers „Between tiny cities“ auch einen an die Performance angelehnten Workshop. Von 12 bis 14 Uhr kann man sich in Urban Dance unterweisen lassen. Der Workshop richtet sich an Anfänger mit Vorkenntnissen ab 14 Jahren in urbanen Tanzstilen. Die Kosten betragen zehn Euro. Ebenfalls am Sonntag von 12 bis 14 Uhr, zu gleichen Kosten, geht es mit dem Workshop von Barbara Fuchs um die Beziehung zwischen Eltern und Kind. Unter dem Titel „Mischpoke – Recherche Workshop“ wird gemeinsam mit den Teilnehmern an Material für die im November gezeigte Arbeit der Tänzerin und Choreografin gearbeitet. Der Workshop richtet sich an Kinder aller Altersstufen und ein Elternteil. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich.