Dokumentarfilm Der Mann, der die Künstler-Stars an den Rhein lockte

Düsseldorf · Kulturjournalist Werner Raeune drehte einen Doku-Film über Düsseldorfs Galeristen-Legende Hans Mayer.

Filmemacher Werner Raeune (l.) traf im Sky-Office auf Galerist Hans Mayer.

Foto: Heike Sturm

„Der Film beschäftigt mich emotional“, sagt Hans Mayer. Leise zurückhaltend – wie immer, wenn einer der bedeutendsten Galeristen Deutschlands über sich persönlich reden soll. Und zu einer sehr persönlichen Begegnung kam es am Donnerstagabend auf der 22. Etage des Sky-Office am Kennedydamm mit Blick auf die Stadt am Rhein. Der Kunstverein 701 lud zu einem ungewöhnlichen, in der Kunstszene seltenen Ereignis: ZDF-Kulturjournalist Werner Raeune zeigte nicht nur sein Film-Porträt von Hans Mayer, sondern sprach mit ihm über ihre gemeinsame Erfahrungen. Hier der Fernsehmacher und versierte, in der Branche anerkannte Kunstkenner, dort der von moderner Kunst besessene Händler, der einen guten Riecher für Groß-Talente hatte und mehr als 40 Jahre die Welt-Elite der bildenden Künstler an den Rhein lockte. In seine Galerie am Grabbeplatz, wo es 1979 zum legendären Treffen von Joseph Beuys und Andy Warhol kam.

Viele Jahre auch in seine Ausstellungshalle im Medienhafen auf der Kaistraße – wo etwa Robert Longo seine berühmten Wachs-Kreuze installierte und zur Vernissage mit seiner Frau Barbara Sukova anreiste.

Bei Mayer trafen sich die zeitgenössische Spitzen-Künstler

Entscheidende Momente, die in Raeunes Film-Hommage zu sehen sind. „Hans im Glück“ nennt Raeune (75) seinen 38-Minuten-Streifen: Mit Feingefühl zeichnet er Lebens-Stationen und Ausstellungen des heute 79-jährigen Kunsthändlers nach und schöpft aus einem Archiv, das er im Laufe seiner Tätigkeit als TV-Journalist zusammentrug. Häufig drehte er bei Vernissagen, die sich oft – dank Hans Mayers vielseitiger Interessen und Kontakte  zum Happening mit Musik, Tanz- und Theater-Performances auswuchsen. Und zum Gipfeltreffen der zeitgenössischen Spitzen-Künstler. Man denke an die Auftritte von Kraftwerk oder Hollywood-Schauspieler Dennis Hopper. An Robert Rauschenberg, der 1987 ein Bau-Gitter der U-Bahn-Baustelle (Heine-Allee) in eine Skulptur einarbeitete. Oder den Aids-kranken Pop-Art-Künstler Keith Haring, der drei Wochen vor seinem Tod 1990 bei Mayer noch ein Sport-Cabriolet mit Strichen und Linien bemalte. Augenblicke, die Raeune damals noch auf Celluloid bannte.

Trotz enger, freundschaftlicher Verbindung zwischen Mayer und Raeune, der Filmbeiträge mit Starkünstlern gut bei TV-Sendern platzieren konnte, sei ihm einer durch die Lappen gegangen, so Raeune. Der umstrittene, drogenabhängige New Yorker Graffiti-Star Jean-Michel Basquiat (1988 gestorben), dessen Werke damals wenige Tausend Mark, heute zig Millionen Dollars kosten.

Der Film zeichnet Mayers Sprung aus dem schwäbischen Esslingen über Krefeld nach Düsseldorf nach. Seine Beteiligung an Kunstmessen weltweit. Ebenso seine Haltung zum Kunstmarkt und zum Sammeln. Zu sehen auch: sein wichtigster Sammler und gleichaltriger Freund, der Ulmer Unternehmer und Mäzen Siegfried Weishaupt. 90 Prozent von dessen hochkarätiger Sammlung in der „Kunsthalle Weishaupt“ in Ulm hat Mayer vermittelt. Ohne Weishaupts Unterstützung hätte er andererseits, sagt Mayer, viele Werke nicht erwerben und riskante Projekte nicht umsetzen können. Und heute? Viele interessante Projekte seien kaum noch zu stemmen. Warum? In letzter Zeit explodieren Kunstmarkt-Preise und Versicherungs-Kosten. Besonders für die Kunstwerke, die bei Mayer vor 30 oder 40 Jahren gekauft wurden.

DVD-Film „Hans im Glück“, zu erwerben in der Galerie Mayer, Grabbeplatz 2.