Festival New Fall: So war der Auftakt mit Mac DeMarco
Düsseldorf · Im Schumann-Saal herrschte pure Festival-Stimmung — befeuert durch Mac DeMarco und zuvor Jackie Cohen. OB Thomas Geisel erntete indes Buh-Rufe.
Schon auf dem Weg Richtung Ehrenhof spürt man, dass etwas anders ist. Spätestens beim Eintreffen in den Eingangsbereich des Kunstpalastes überwältigt den Besucher eine Stimmung, die so ganz anders anmutet als das Gewohnte. Junge, schon allein von ihrem Äußeren „alternativ“, vielleicht „hip“ wirkende Menschen bevölkern sowohl den Vorplatz als auch das gesamte Haus.
Beim Gang hinunter zum Robert-Schumann-Saal — es ist immer schon sonderbar, dass man „nach unten“ muss, um sich seinen Weg zum Saal zu bahnen — übermannt einen in weichen Wellen die Festival-Stimmung. Eine Mischung aus erwartungsvoller Neugierde, „chilligem Flow“, wenn man so möchte, einer vollkommenen Entspanntheit, die nur durch das an diesem Abend ein bisschen angespanntere Museumspersonal konterkariert wird.
Das New Fall Festival wird in Kürze seinen fulminanten Auftakt erleben. Ein Blick in den Saal zeigt ein fast schon kuscheliges Bild. Menschen sitzen gemütlich auf dem Boden — die Bestuhlung fehlt heute ganz —, es wird Bierchen und Wein getrunken. Langsam füllt sich der Saal und sogleich wird Jackie Cohen mit ihrem durch und durch alternativen Sound auf den Abend mit Mac DeMarco einstimmen.
Sie singt mit ihrer etwas reibigen Stimme mit einer herrlich aufgekratzten, zugleich auf den Punkt treffenden Attitüde. Die New-Yorkerin ist Kunst, ihre Songs, alles an ihr strahlt eine um ein paar Zentimeter neben der Spur fahrende Extravaganz aus. Schön ist das — vielleicht etwas „trashig“ schön, wie ihre Musik, die aber dann im tiefsten Inneren konventioneller ist als die Oberfläche vermuten lässt.
Doch bei ihrem Auftritt schienen die ganz großen Massen des ausverkauften Konzertes noch nicht den Weg in den Saal gefunden zu haben, der sich später füllen, mit Stimmung aufheizen und überglühen wird. Natürlich ist aber weiter vorne — kurz vor der Bühne — immer noch mehr Pfeffer in der Luft, der sich im Laufe des Abends durch den ganzen Saal schleicht.
Thomas Geisel erntet bei seiner Ansprache Buh-Rufe
Bis allerdings Mac DeMarco die Bühne betritt, muss das Publikum noch etwas warten. Gefühlt recht lange, so dass es bisweilen seinen Unmut lautstark äußert. Die Pause entsteht, da es sich Oberbürgermeister Thomas Geisel nicht nehmen lassen wollte, eine wirklich kurze und von mehr als sporadischen Buh-Rufen begleitete Ansprache zu versuchen. Auf diese müssen die Besucher gut eine Viertelstunde warten. Immerhin nimmt er die Situation trefflich wahr und beschränkt sich dann auf ein dezent-defensives kurzes Grußwort.
Dann kommt er — Mac DeMarco mit seiner Band. Bei ihm und seinen Musikern weiß man, dass sich wirklich alles nur um den Inhalt und keinesfalls um die Verpackung dreht. Optisch herrscht ein inhärenter Widerspruch zu dem Sound seiner Musik, die intelligenter und von einer raffinierten psychedelischen Grundrichtung durchdrungener kaum sein könnte, ohne in das Gegenteil zu kippen.
Die Dosis macht es. So wie bei dem Bier, das er bisweilen während des Singens in seinen Händen hält. Doch das Spiel mit der Ironie liegt dem Kanadier, der, ebenfalls wie Cohen, als Gesamtkunstwerk gelten kann. Gerade im Widersprüchlichen liegt hier das Geheimnis. Niemals würde man vermuten, dass hinter seiner prekär wirkenden Optik so viel versteckter klanglicher Feingeist stecken könnte. Wenngleich er auch immer wieder in das Gegenteil rutscht.
Seine Stimme ist wirklich außergewöhnlich, warm-differenziert. Wie ernst nimmt er sich, nimmt er das, was er macht? Wie ein Kaleidoskop mischt sich Folk mit Einflüssen, die mitunter sehr an Experimente aus den 70er erinnern. Man könnte dabei fast an Jefferson Airplane mit umgedrehten Vorzeichen denken.
Ein wirklich schöner Auftakt für das New Fall Festival.