Offene Probe: Bei „95 olé — Heimspiel“ geht es um die Wurst

Die jungen Darsteller des Fußball-Musicals beweisen, was sie bisher gelernt haben.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Alle auf Position, der Chor bereit, Fokus. Die Probe zu „95 olé — Heimspiel“ beginnt. Sie startet mit einem Monolog von Simon — alias Jakob, alias „Wurst“. Simon holt tief Luft, dann legt er los. „Meine Eltern sind krass nervig.“ Kurzes Stocken. Wie war noch gleich der Text? „Ich bin zehn, das ist ein gutes Alter. Denn mit zehn bin ich der King im Smaland, das geht bis elf.“

Rote Haare, orangenes T-Shirt mit Comicprints und bunte Nike-Turnschuhe, das ist Simon. Während seines Monologs sitzt er auf Getränkekisten, die auf der improvisierten Bühne in der Gemeinschaftsgrundschule Vennhauser Allee als Kulisse dienen. Simon geht ganz in seiner Rolle als Jakob „Wurst“ auf. Die Arme verschränkt, das Kinn leicht nach oben geneigt, eine richtig „coole Sau“, wie Regisseurin Ines Habich meint. Redet Jakob über seine zickige große Schwester Valerie, verzieht er genervt das Gesicht, geht es um Fußball, grinst er schelmisch.

Er ist einer von mehr als 100 Kindern und Jugendlichen des Düsseldorfer Mädchenchors und Jungenchors, der Fortuna U18 Nachwuchskicker und der Fußballklasse der Martin-Luther-King Schule in Ratingen, für die es am 30. August heißt: Anpfiff für eine Premiere. Dann geht es auf die Bühne im Schauspielhaus, um den Zuschauern die Geschichte zu erzählen, die sie längst auswendig können.

Bei „95 olé — Heimspiel“ spielen Fußball und Musik Doppelpass. Neben — klar — dem Kicken, geht es in der Produktion von Habich um eine Stadt, die das Herz von NRW ist. Aus der Sicht der Darsteller erzählt das Musical davon, dass in Düsseldorf zwar alle in einer Mannschaft spielen, aber man auch Einzelkämpfer sein muss, dass das Team wichtig ist, aber auch jeder als Einzelperson, und dass der Fußball alle eint, ganz gleich, ob man aus Oberkassel kommt oder aus Flingern.

Diesmal geht es quasi um die „Wurst“. Obwohl die Generalprobe noch lange hin ist, können sich die jungen Schauspieler bei der offenen Probe schon einmal vor Publikum beweisen. Eltern, Geschwister und Freunde sind gekommen, um Simon und Co. bei der Arbeit zuzusehen. High Five mit den Freunden und Faust drauf, dann die Arme wieder cool verschränken und das Kinn nach oben. Der Text stimmt — zumindest fast immer — und wenn nicht, zuckt Simon nur kurz mit den Mundwinkeln, dann improvisiert er — eine „coole Sau“.

Schauspielen, das könne er gut, verrät der Schüler in der Pause, tanzen dagegen weniger. „Die Proben machen ja echt Spaß, aber diese Choreografien, Horror. Wir sind nicht so die Tänzer“, erzählt Simon und verdreht dabei die Augen. Seine Kumpel nicken zustimmend. Regisseurin Habich ist Perfektionistin. „Das Zusammenspiel auf der riesigen Bühne muss richtig gut sitzen“, erklärt sie und scheucht noch beim Reden ihre Schauspieler auf Position. „Die Bühne ist wie ein Vergrößerungsglas, da sieht man jedes Detail und jeder ist wichtig.“ Nicht nur jede Geste, jede Mimik muss stimmen, auch jeder Ton. Denn gesungen wird natürlich auch, Loblieder auf das schöne Düsseldorf mit seinem Fernsehturm, über gängige Stadtteilklischees und wie das Leben so ist in einer Stadt, die alle lieben.