Premiere im Schauspielhaus: Der Tag, als die Musik verboten wurde
„Major Dux“ von Martin Baltscheit begeisterte das Publikum im Jungen Schauspielhaus.
Düsseldorf. "Sie kriegen uns nie, / Denn wir Musiker sind schlauer als sie. / Ist der Major auch bös’, fies und gemein, / hält der Club zusammen, bleibt keiner allein", singen die Musiker und Bartolomäus Bob, der Schriftsteller, kurz B. Bob genannt, mitten in diesem spannenden Stück, das bei seiner Uraufführung im Jungen Schauspielhaus keineswegs nur das kleine Publikum bestens amüsierte.
"Major Dux oder der Tag, an dem die Musik abgeschafft wurde" ist eine Koproduktion des Altstadtherbstes mit der Clara-Schumann-Musikschule und dem Düsseldorfer Schauspielhaus. Das Stück bietet einen gelungenen Mix aus Komischem und Skurrilem, eine flott erzählte Story und perfekt mit Bebop untermalten, klangvollen Gesang.
Höchst unterhaltsam und für junge und ältere Zuschauer gleichermaßen ansprechend, wird Martin Baltscheits ("Der kleine Herr Paul") Geschichte von einem autoritären Major erzählt, der als Minister für Geräusche und Akustik von einem Moment auf den anderen die Musik verbieten lässt.
Ohne Musik ist die Welt wie wattiert. Gottlob gibt es da aber den ominösen Chester Brown und die bezaubernde Schmetterlingsfrau Billy - herzergreifend gesungen von Nachwuchs-Sopranistin Lea Sikau zusammen mit den beiden Altistinnen Luise Besier und Martha Wanat.
In dem von Martin Oelbermann lässig inszenierten "Singspiel in neun Takten" geht es darum, ob man sich alles gefallen lässt oder auch mal aufmüpfig ist. Und darum, dass es leichter ist, sich in der Gruppe zu formieren, statt ein Einzelkämpfer zu sein, und letztlich auch um die Liebe, die für den Major (Paul Heyng) eine schwierige Angelegenheit ist.
30 an jeder Seite anders dekorierte Kuben bilden die Kulisse, aus der die etwa 60 Kinder die einzelnen Szenen dieser Fluchtgeschichte, die sich zwischen Untergrund, einem Hochhaus mit 88 Stockwerken und B. Bobs Wohnung abspielt, blitzschnell entstehen lassen.
Beherzt schmettert Alexander Wanat den "Alwin Schmidt Untergrund Song", bittet Jill Löwe in einer bemerkenswerten Haar-Maske mit Sonnenbrille als Maulwurf um Gehör für Chester Brown ("He’s a legend!") und gibt der Esel (Juliusz Konieczny) den Denkanstoß: "Hör’ auf zu graben". Jedes Lied hat seinen Charme und wurde bei der Premiere heftig beklatscht.
"Wenn es still wär’ in der Welt", dichtet Bartolomäus Bob zum Ausklang, "hörte ich Fliegenflügel schlagen, hörte, wie die Lüfte Düfte tragen, wie der Regen in Australien fällt, wenn es still wär’ in der Welt." Eine Liebeserklärung an die Musik ist dieses Stück und die musikalische Umsetzung einfach ohrenberauschend schön.
Mit donnerndem Applaus und rasantem Fußgetrampel forderten die Zuschauer eine Zugabe. "Haben wir denn nichts mehr zu singen?", fragte die musikalische Leiterin Justine Wanat ihr junges Ensemble, das dann gerne noch mal sein Können zum Besten gab.