Altstadtherbst: Ein Mann geht die Wand hoch
Jean-Baptiste André kämpft gegen die Schwerkraft.
Düsseldorf. Viel braucht er nicht. Eine Rückwand und eine Seitenwand markieren den Raum, in dem Jean-Baptiste André, ein Vertreter des Nouveau Cirque, seine erstaunliche Performance "Intérieur Nuit" jetzt beim Altstadtherbst in der Gloria-Halle in Oberkassel zeigt.
Ein paar Kleidungsstücke dienen als Requisiten, und dann ist da noch die kleine Videokamera, deren live projizierten Bilder für verblüffende Effekte sorgen.
André ist ein meisterhafter Akrobat mit einem sehr biegsamen Körper. Seine Überschläge und Handstände, letztere inklusive Balanceakten der Beine, führt er mit einer Beiläufigkeit vor, die frappiert.
Die Videokamera am linken Bühnenrand kippt er irgendwann um 90 Grad, so dass der Boden auf dem er agiert, in der rückwärtigen Projektion zur Wand wird. Daran klettert er dann wie mühelos hoch, während er real über den Boden kriecht. Wenn er das Bild verlässt, wirkt das, als klettere er über die Wand in die Freiheit.
Der Raum nämlich, den André im Kopf des Zuschauers entstehen lässt, ist ein Alptraumraum, ein Ort der Unfreiheit. Und diese Illusion ist wiederum nur in der Illusion des Videos zu verlassen. Da steckt also auch mehr als ein doppelter Boden in dieser Performance, sie ist nicht nur von akrobatischem Reiz.