Heimspiel für Barbara Cuesta
Zakk
Düsseldorf. Barbara Cuesta steht ganz allein mit ihrer Gitarre auf der Bühne, hat im Zakk aber Heimvorteil. Im Club hat sich eine treue Fangemeinde versammelt und auch ihre Familie ist da. Für die zierliche Sängerin und Songschreiberin ist das jedoch keine Beruhigung: "Auftritte in der Heimatstadt machen mich nervös. Hier kennt mich ja jeder und auch meine ganzen Jugendsünden."
Dabei hat sie sich seit ihrem Umzug nach Berlin 2003 ganz schön verändert: Ihre schwarze Schneewittchen-Lockenpracht ist der Schere zum Opfer gefallen und auch musikalisch geht sie neue Wege. Sie singt nicht mehr in deutscher Sprache, sondern präsentiert auf ihrem neuen Album "Shut up and cry" überwiegend englische Songs. Das ist in Zeiten der neuen und der ganz Neuen Deutschen Welle verwunderlich. Aber wer den musikalischen Werdegang von Barbara Cuesta ein wenig verfolgt hat, weiß, dass sie ungern tut, was von ihr erwartet wird.
So ließ sie vor einigen Jahren einen größeren Plattendeal platzen. "Ich wollte nicht die deutsche Popversion von Avril Lavigne werden." Überhaupt ist die 29-Jährige mit der Plattenindustrie wohl endgültig über Kreuz. War ihr erstes Album noch bei Universal Music erschienen, macht sie heute alles im Alleingang. Die im eigenen Heim produzierten Songs von "Shut up and cry" sind nur zum Download im iTunes-Store erhältlich und auch ihr Merchandising läuft in Eigenregie. Wenn sie beschließt, künftig Englisch zu singen, dann tut sie das eben. Basta.
Die Abkehr vom deutschen Liedtext mag persönlich nachvollziehbar sein, ist allerdings schade. Die Songs sind immer noch wunderbar komponiert und ihre Stimme transportiert viel Gefühl, aber den Liedern fehlen ein wenig die Überraschungsmomente. Gerade weil sie so sehr souverän, eigenwillig und präzise mit der deutschen Sprache umgegangen ist, vermisst man sie.
Ganz klar, an Songs wie "Heart too hard" oder "A mother’s love" gibt es nichts zu meckern, und sie ernten viel Applaus, aber im deutschen Material steckte einfach mehr Kraft und Zauber. Und wenn sie Lust dazu hat, singt sie Evergreens wie "Que sera" und "Bei mir bist du scheen" oder Kate Bush’s "Running up that hill". Das macht sie ziemlich gut und ihre Art mit dem Publikum umzugehen, ist extrem charmant. Mit den Worten "Ihr seid heute meine Big Band", bekommt sie die Leute zum Finger Schnippen, Klatschen, Stampfen oder Summen, ganz wie sie es braucht.
Barbara Cuesta hat ein großes musikalisches Talent, und selbst wenn ihr - eigen wie sie ist - der große Durchbruch nie gelingt, wird sie kleinere Clubs wohl immer mit Fans füllen können. Die Zugabe gerät zum Wunschkonzert und da sind sie wieder, die Rufe nach den deutschen Liedern. "Ich fühle" und "Nicht weinen" wird verlangt, und so sehr sie sich bemüht, die Texte bekommt sie nicht mehr ganz zusammen. "Tut mir echt leid, aber Deutsch ist nicht mehr", sagt sie, lacht und verabschiedet sich. "Weil die Küche gleich zumacht, und ich Hunger habe."