Privatmuseum: Ein neues Kunsthaus für alle

Julia Stoschek kam vor vier Jahren an den Rhein und machte sofort Schlagzeilen, weil sie mit den Anfangsbuchstaben ihres Namens das Künstlerstipendium "Just" in die Welt setzte.

Düsseldorf. 2005 eröffnete sie einen Kunstsalon in Berlin. Ihren 30. Geburtstag feierte sie auf der Biennale in Venedig. Jetzt, 31 Jahre jung, eröffnet sie ihr Privatmuseum in Oberkassel. Es ist das erste im Rheinland, das jedermann gratis einlässt, immer Samstags, einschließlich Führung. Im WZ-Gespräch erläutert sie ihre Pläne.

Julia Stoschek zu Düsseldorf

Warum sie an den Rhein gekommen ist und nicht ihren Hauptwohnsitz in Berlin hat, wie so viele Sammler vor ihr? "Ich habe mich von der Kunst- und Kulturstadt Düsseldorf begeistern lassen. Ich fing erst in Düsseldorf an zu sammeln." Heute sagt sie: "Da gibt es kein Zurück mehr." Wie besessen sie von der Avantgarde ist, wurde deutlich, als sie eine große, schon entkernte Immobilie vor zwei Jahren am Graf-Adolf-Platz mietete und provisorisch ausstattete, um den jungen Künstler Sebastian Sadlo vorzustellen. Ihr geht es nicht nur um große Namen.

So jung wie sie ist, soll auch die Sammlung sein. Die neuen Medien, Video, Foto, Installationen, haben Vorrang. Die 300 Arbeiten kommen von Düsseldorfern wie Manuel Graf oder der Studentin Christiane Fortmann, von Thomas Demand, der hier studiert hat und in Berlin zum Star der Fotoszene aufgestiegen ist - aber nicht nur. Konzeptkünstler wie Christian Jankowski, Installationskünstler wie Dan Graham oder Bruce Nauman, der erste Preisträger des Düsseldorfer Kunstpreises, gehören auch dazu. Der Spötter unter den Konzeptkünstlern, Christoph Schlingensief, ist mit seinem tragbaren Diana-Altar dabei, den Schauspieler durch London trugen, weil ihnen der Auftritt zur Kunstmesse verboten war.

Julia Stoschek hat 2006 die Rahmenfabrik Conzen zwischen Schanzenstraße und Greifweg, unweit vom alten Oberkasseler Bahnhof, gekauft. Seit sieben Monaten laufen die Umbauarbeiten. Es handelt sich um einen hundert Jahre alten, denkmalgeschützten Komplex. Die Firma "Die Bühne" betrieb dort ihren großen Malersaal und stellte Theaterkulissen her. Später beherbergte das 4500 Quadratmeter große Areal eine Fabrik für Damenkorsette, in den 1930er Jahren waren es Betten und Matratzen und zuletzt Rahmen und Leisten. Der Bau stand vier Jahre lang leer, bis Julia Stoschek zugriff. Wenn alles klappt, kommt im Juni wieder Leben ins Haus. Die Öffentlichkeit erhält Ende Juni Einlass.

Das Projekt betreut das junge Berliner Architekturbüro Kühn und Malvezzi, das 2001 für die Documenta in Kassel die Binding-Brauerei und in Berlin für Friedrich Christian Flick die Rieckhallen umgebaut hat. Julia Stoschek: "Wir haben die Architekten über einen internen Wettbewerb gewonnen. Für das Ausstellungshaus gibt es 2500 Quadratmeter Fläche." Vom Depot über drei Ausstellungsetagen mit integrierten Wohnbereichen für die Sammlerin bis zur (neuen) Dachterrasse sind alle Räume auf die Präsentation von zeitgenössischer Kunst zugeschnitten.

So ein grandioses Konzept zum wohle der Öffentlichkeit hat es noch nie im Rheinland gegeben. Keine Henkel-Sammlung, keine Haubrok-Sammlung, keine Firmen-Sammlung ist so zugänglich wie die der jungen Julia Stoschek.