Rektorin der Kunstakademie: „Ich will alle Türen öffnen“

Rita McBride nimmt im WZ-Gespräch zu den Vorwürfen gegen ihren Führungsstil Stellung.

Foto: David Young

Düsseldorf. Rita McBride, man wirft Ihnen vor, lieber mit Gefolgsleuten als mit den gewählten Vertretern der Akademie regieren zu wollen. Sie haben als Rektorin lediglich die Rolle eines Primus inter pares. Der Senat und nicht Sie allein sind für Kunst und Lehre zuständig. Wie wollen Sie nach den Problemen im Haus regieren?

Rita McBride: Mit Offenheit, Vielseitigkeit und Diskussion. Wir haben ein neues Kunsthochschulgesetz, das uns als Grundlage dienen wird.

Aktuell gibt es noch kein neues Kunsthochschulgesetz, sondern nur eine Änderung der Geschäftsordnung, die sich die Akademie selbst gibt. Haben Sie Probleme mit dem Senat?

McBride: Der Senat ist ein großer, repräsentativer Körper. Eine wirkliche Diskussion ist hier schwierig. Deshalb haben wir einen Jour Fix eingeführt, ein monatliches Treffen für Professoren beider Fachbereiche.

Die Ausschreibung der Stelle des Kanzlers hatte so große Mängel, dass Sie sie korrigieren mussten. Haben Sie die Ausschreibung allein gemacht?

McBride: Der Text der Ausschreibung war nicht meine Angelegenheit, sondern die des Rektorats mit den Prorektoren.

Ärger gab es mit den Semesterprofessoren. Sie sind im Kunsthochschulgesetz nicht verankert. Woher nahmen Sie das Recht, sie zu berufen?

McBride: Wir haben es für die Studenten gemacht, weil so viele ohne Klassen waren. Aber selbst das war keine Entscheidung nur von mir, sondern auch vom Kanzler.

Mit Ihrer Äußerung, die Akademie erinnere Sie ans 18. und 19. Jahrhundert, haben Sie sich Ärger eingehandelt. Planen Sie den Umbau der Akademie für einen anderen Kunstbegriff? Was für eine Vision haben Sie?

McBride: Ich möchte alle Türen öffnen, um die Kommunikation untereinander zu forcieren. So haben alle mehr voneinander. Die Studenten haben mehr Verantwortung für ihre eigenen Interessen. Ihrer Initiative ist das Sparta-Café zu verdanken, wo ältere Kommilitonen den jüngeren über ihr Werk berichten. Solche Dinge unterstütze ich generell. Der Kauf einer großen Musikanlage ist Teil eines größeren Programms zu Sound-Semestern, wo es um Musik und Kunst geht. Außerdem installieren wir ein Reiseprogramm für alle Klassen. 8000 Euro pro Jahr.

Ein Zukunftsprojekt gilt den alten Rheinbahnhallen Am Steinberg. Dort sollen Ateliers für Postgraduierten-Studenten entstehen. Das ist doch ein tolles Vorhaben, um herausragenden Absolventen der Akademie für die ersten beiden Jahre ein Atelier zu bieten. Damit wäre auch hier eine Postgraduierten-Ausbildung möglich. Warum verfolgen Sie das Projekt so zögernd?

McBride: Es ist ein Riesenprojekt, und sehr kompliziert. Der Aufbaustudiengang wurde uns nie vorgestellt. Und das Bauwerk in den denkmalgeschützten Hallen ist sehr kompliziert und sehr teuer.

Sind Sie daran überhaupt interessiert?

McBride: Natürlich. Aber viele Kollegen wollen es nicht, weil sie denken, es ist teuer und es macht zu viel Arbeit. Wir wissen nicht, wer die Studenten unterrichten soll. Wir baten Robert Fleck, den Professor für Kunst und Öffentlichkeit, ein Programm zu entwickeln, wie so etwas aussehen kann.

Es gibt baureife Pläne des Architekturprofessors Kalle Petzinka, der sie für die Akademie gemacht hat. Kennen Sie die überhaupt?

McBride: Na klar. Aber auch hier brauchen wir mehr Informationen.

Sie haben Akteure um sich gebildet, um über einen Kurswechsel in der Düsseldorfer Kulturpolitik nachzudenken. Was schwebt Ihnen vor?

McBride: Es ist eine Gruppe von Leuten, die ähnlich denken wie ich. In dieser Gruppe gibt es Leute aus Film, Musik, Tanz, Kunst im öffentlichen Raum. Alles Einrichtungen, die für junge Künstler interessant sein können.

Kritisieren Sie die Kulturpolitik der Stadt? Was wollen Sie?

McBride: Düsseldorf nennt sich selbst „Kunststadt“. Mit Julia Stoschek, Kunstsammlung, Kunstverein und Kunsthalle ist die Stadt extrem international aufgestellt. Diese hohe Qualität wollen wir für die freie Kultur in Düsseldorf nutzen. Deshalb schließen wir uns zusammen.