Requiem von Brahms: Musik weist Tod in die Schranken

Der Projekt-Chor Düsseldorf und das Kölner Sinfonieorchester gestalten „Ein deutsches Requiem“ von Brahms.

Foto: Matthias Stutte/Repro

Düsseldorf. „Wo ist dein Sieg?“ Die rhetorische Frage an den Tod stellt Paulus in seinem 1. Korinther-Brief. Die Textstelle vertont Johannes Brahms im sechsten Teil seines großen Vokalwerks „Ein deutsches Requiem“. Am Totensonntag erklang es in der Kirche St. Adolfus an der Kaiserswerther Straße.

Dirigent Stephan Hahn, der es mit seinem Düsseldorfer Projekt-Chor und Mitgliedern des Kölner Sinfonieorchesters aufführte, hebt diesen Moment akustisch ganz besonders hervor. Auf jedes einzelne Wort setzt er eine Fermate, so dass auch jedes klar und deutlich im Raum steht. Ganz so pointiert steht es zwar nicht in der Brahms-Partitur, ist aber tendenziell tatsächlich so angelegt. Man kann Hahns Nachdrücklichkeit übertrieben finden, ein eindrucksvoller Dramatikeffekt ist es aber allemal.

Bei seinem Dirigat von Brahms’ „Schicksalslied“ (nach Hölderlin) op. 54 und dem „Deutschen Requiem“ op. 45 erweist sich Hahn als sehr engagierter Gestalter. Er findet zu einem kraftvollen Musikfluss, etwas was die Engländer einen guten „Flow“ nennen. Dadurch wirkt die Aufführung wie aus einem Guss. Die Ausführenden legen auch viel Inbrunst in die Interpretation. Größtenteils gelingt auch alles technisch gut, nur an schwierigen polyphonen Verzweigungen gerät das Miteinander von Chor und Orchester etwas verschwommen und droht etwas aus dem Tritt zu geraten. Zum Glück fangen sich die Musiker auch bald wieder.

Die Komposition bewirkt beim Hören immer wieder eine Gefühlsmischung aus Nachdenklichkeit und Hochstimmung. Genau das mag Brahms auch beabsichtigt haben. Denn das nicht-lateinische Requiem des Hamburger Protestanten baut, anders als die meisten katholischen Komponisten in den Totenmessen, keine Drohkulisse des strafenden Gottes auf, sondern will Trost spenden. Im 5. Satz „Ihr habt nun Traurigkeit“ für Sopran, Chor und Orchester wird das Wiedersehen im Jenseits geweis—sagt. Die innige Dur-Melodie mit ihren feinen Moll-Schattierungen wurde nun mit sonnigem Strahlen gesungen von der Sopranistin Aisha Tümmler. Für die zwei Sätze mit Bariton-Solo gewann man den Opernsänger Kai Preußker, der mit eher schlankem Ton den Eintritt ins ewige Leben besingt. Eine insgesamt erbauliche Aufführung, der man ein paar nicht ganz perfekt gelungene Passagen gut verzeihen kann.